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Politik: Muss Putins Flottenchef gehen?

Moskau - Der Rapport von Verteidigungsminister Sergej Iwanow zum Hergang der Havarie des russischen Tauchboots AS-28 lag schon am Sonntagabend auf Präsident Putins Schreibtisch. Konsequenzen sollen folgen, unter anderem die Entlassung von Wladimir Kurojedow, dem Oberkommandierenden der russischen Seekriegsflotte.

Moskau - Der Rapport von Verteidigungsminister Sergej Iwanow zum Hergang der Havarie des russischen Tauchboots AS-28 lag schon am Sonntagabend auf Präsident Putins Schreibtisch. Konsequenzen sollen folgen, unter anderem die Entlassung von Wladimir Kurojedow, dem Oberkommandierenden der russischen Seekriegsflotte. So jedenfalls schrieb die Moskauer Tageszeitung „Kommersant“ am Montag. Das Blatt berief sich dabei auf eine gut informierte Quelle im Verteidigungsministerium. Admiral Kurojedow, seit 1997 im Amt, hat neben dem jüngsten Unfall auch den Untergang der „Kursk“ 2001 und eines weiteren U-Boots zu verantworten. Dieses sollte die vom Grund der Barentssee geborgene „Kursk“ im August 2003 zum Ausschlachten in eine Werft schleppen. Insgesamt kamen bei beiden Unfällen 127 Menschen um.

Dazu kommt, dass bei einer Parade zum Tag der Seekriegsflotte am 30. Juli in St. Petersburg das Flaggschiff der Baltischen Flotte um Haaresbreite auf eine Mine gelaufen wäre. Kurojedow meldete sich nach dem peinlichen Zwischenfall krank und verfolgte auch die Rettung des Tauchboots nur vor dem Fernseher in einem Militärhospital. Das Maß voll machte indes, wie „Kommersant“ schreibt, dass das Tauchboot am Sonntag nur dank „ausländischer Technik“ gerettet wurde – für den Kreml unverzeihlich, weil mit neuen Blessuren für das internationale Image Russlands verbunden.

Auch die Öffentlichkeit ist empört, dass Russlands Marine nach wie vor nicht über effiziente Rettungsmittel verfügt. Kurojedow und dessen Intimus, Flottensprecher Igor Dygalo, an dem altgediente Marineoffiziere kein gutes Haar lassen, lastet Volkes Meinung außerdem den eher laxen Umgang mit Fakten während der dramatischen Operation zur Rettung des Tauchboots an. So wurde das Unglück, wie „Kommersant“ schreibt, der Öffentlichkeit nur bekannt, weil die Ehefrau eines der Matrosen in ihrer Not anonym bei einem Radiosender anrief. Auch wurden die Atemluft-Vorräte an Bord offenbar bei jeder Meldung an die nächsthöhere Kommando-Ebene unverfroren geschönt. Die Besatzung habe, so Ian Riches, der Leiter des britischen Bergungsteams, bei ihrer Rettung durch den Super-Tauchroboter „Scorpion“ in der Nacht zu Sonntag nur noch für sechs Stunden Sauerstoff gehabt.

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