zum Hauptinhalt

Politik: Nach dem Bombenanschlag: Der Zünder soll zum Täter führen - Düsseldorfer Polizei hält Konzentration auf Rechtsradikalismus für voreilig

Vier Tage nach dem Bombenanschlag an einer Düsseldorfer S-Bahn-Station schwebt ein 28-jähriger Mann nach Polizeiangaben noch immer in Lebensgefahr. Sieben der zehn Verletzten seien noch in stationärer Behandlung, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Düsseldorf.

Vier Tage nach dem Bombenanschlag an einer Düsseldorfer S-Bahn-Station schwebt ein 28-jähriger Mann nach Polizeiangaben noch immer in Lebensgefahr. Sieben der zehn Verletzten seien noch in stationärer Behandlung, sagte ein Polizeisprecher am Montag in Düsseldorf. Nach wie vor habe die Polizei keine konkrete Spur der Täter. Durch eine voreilige Konzentration auf Rechtsradikalismus als Tatmotiv könnten wertvolle Hinweise aus der Bevölkerung verloren gehen, warnte die Polizei. Die Staatsanwaltschaft erhöhte unterdessen die Belohnung für Hinweise auf die Täter auf 20 000 Mark.

Der Zustand der 26-jährigen Frau, die bei dem Anschlag ihr ungeborenes Kind verloren hatte, sei kritisch, aber nicht lebensgefährlich, sagte der Polizeisprecher. Die Vernehmungen der Opfer, die alle aus Ländern der früheren Sowjetunion stammten, seien noch nicht abgeschlossen, sagte Staatsanwalt Johannes Mocken. Die bisherigen Befragungsergebnisse hätten die Ermittlungen nicht weitergebracht. Von der Vernehmung der vier Schwerverletzten, insbesondere des 28-Jährigen und seiner 26-jährigen Ehefrau, erhofften sich die Ermittler genauere Erkenntnisse. Wann die Schwerverletzten vernommen werden könnten, sei aber noch nicht abzusehen. Fremdenfeindlichkeit gelte nach wie vor als ein mögliches Motiv. Man ermittle aber nicht konzentriert nur in diese Richtung, sagte Mocken.

Bei der Bombenexplosion am vergangenen Donnerstag waren zehn Menschen verletzt worden. Sechs von ihnen sind jüdischen Glaubens. Sie waren auf dem Heimweg von einem Deutschkurs, als die Bombe explodierte. Die telefonische Befragung eines Lehrers der Sprachenschule in der Nähe des Tatortes habe auch keine Erfolg versprechenden Hinweise erbracht, sagte Mocken weiter. "Der Spiegel" hatte in seiner aktuellen Ausgabe berichtet, der Lehrer, der sich zurzeit im Urlaub befindet, habe internen Polizeimeldungen zufolge spontan gesagt, der Anschlag könne seinen Schülern gegolten haben. Der Mann solle aber nach seiner Rückkehr nochmals vernommen werden, fügte Mocken hinzu.

Nach den bisherigen Untersuchungsergebnissen geht die Polizei von einem selbstgebastelten Sprengsatz aus. Offen ist nach Polizeiangaben weiterhin, ob die Splitterbombe ferngezündet wurde. Eine Fernzündung wäre ein Hinweis darauf, dass der oder die Täter ihre Opfer gezielt treffen wollten.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false