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Nach dem Kompromiss: Gesetzlich oder privat versichern?

Vor allem Gutverdienende dürften verunsichert sein, ob sich ein Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) künftig lohnt.

Wer kann sich privat versichern?

Beamten und Selbstständigen steht der Wechsel in die private Krankenversicherung (PKV) jederzeit offen. Arbeitnehmer können die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) nur dann verlassen und zu einer privaten Kasse wechseln, wenn ihr Einkommen über der derzeitigen Versicherungspflichtgrenze von 47.250 Euro im Jahr liegt.

Wird der Wechsel zu den Privaten künftig leichter

Grundsätzlich Ja. Die privaten Kassen sollen freiwillig Versicherten und ehemals privat Versicherten einen Basistarif anbieten, der nur nach Eintrittsalter und Geschlecht differenzierte Beiträge umfasst. Der Basistarif darf den GKV-Höchstbeitrag von derzeit rund 500 Euro monatlich nicht überschreiten. Die sonst obligatorische Gesundheitsprüfung bei den Privaten entfällt in diesem Fall, so dass auch Menschen mit Vorerkrankungen oder psychischen Problemen eine Chance auf eine private Police erhalten.

Lohnt der Wechsel von den Gesetzlichen in den Basistarif?

Grundsätzlich ist ein Wechsel in die PKV vor allem für Singles und Doppelverdiener finanziell interessant. Ob der Basistarif, dessen Leistungsumfang dem der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) entspricht, allerdings unterm Strich lohnender ist als die GKV, hängt vom Einzelfall ab. Zwar sollen privat Versicherte keinen Zusatzbeitrag zahlen, den die gesetzlichen Kassen künftig von ihren Mitgliedern erheben können, wenn sie mit den zugewiesenen Pauschalsummen aus dem geplanten Gesundheitsfonds nicht auskommen. Für zusätzliche Leistungen wie beispielsweise Chefarztbehandlungen oder Ein-Bett-Zimmer müssten sich die potenziellen Privatpatienten mit einem Basistarif aber auch künftig zusätzlich absichern. Und in diesem Fall spielt bei der Berechnung der Beiträge wieder der Gesundheitszustand eine Rolle, was Risikozuschläge nach sich ziehen kann.

Profitieren junge Versicherte beim Wechsel in die PKV?

Vor allem jüngere, gut verdienende und gesunde Versicherte werden wegen der geringen Kosten von den Privaten gerne genommen und können durch einen Wechsel Beiträge sparen, weil etliche Anbieter bislang mit besonders günstigen Einsteigertarifen werben. Extreme "Lockangebote" für junge Arbeitnehmer wird es nach der Gesundheitsreform wohl kaum noch geben. Denn bislang nutzten die Privatkassen die für ihre Kunden angesparten Alterungsrückstellungen, um junge Leute mit günstigen Tarifen an sich zu binden. Künftig hingegen können Privatversicherte ihre Alterungsrückstellungen beim Wechsel innerhalb der PKV mitnehmen. Aus diesem Grund und wegen der zusätzlichen Risiken durch den Basistarif rechnen die privaten Versicherer insgesamt mit "dramatischen Prämiensteigerungen".

Welche Fallstricke bringt der Wechsel zu den Privaten?

Vor allem jüngere Versicherte sollte nicht nur auf die günstigeren PKV-Prämien achten. Denn die Kosten können mit den Jahren stark ansteigen. Ein Zurück zur gesetzlichen Kasse gibt es nur, wenn der Versicherte seine Arbeit verliert oder unter die Versicherungspflichtgrenze rutscht. Ab 55 Jahren ist der Wechsel zur GKV nur noch in Ausnahmen möglich. Zudem sollte die Familienplanung bedacht werden, denn bei den Privaten brauchen Ehepartner ohne eigenes Einkommen und Kinder jeweils eine eigene Police. Zwar wird der Wechsel zu einem günstigen Anbieter in der PKV durch die Mitnahme der Alterungsrückstellungen künftig erleichtert. Wer als Vollversicherter aber in den neuen Basistarif wechseln wollte, bekäme seine Alterungsrücklagen nur im Umfang des Basistarifs angerechnet. Er müsste also Verluste in Kauf nehmen. (tso/AFP)

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