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Zerstörungen in Birma

© dpa

Nach dem Zyklon: Birmanische Unternehmen schlagen Profit aus der Katastrophe

Sie spenden großzügig und werden dafür mit Dankbarkeit beehrt: Birmanische Unternehmer brüsten sich mit Spenden - und haben sich gleichzeitig die lukrativsten Aufträge für den Wiederaufbau unter den Nagel gerissen.

Das Sprachrohr der Militärjunta in Birma berichtet jeden Tag über die großzügigen Spenden einheimischer Unternehmer. Das "nationale Katastrophenschutz-Zentralkomitee" dankt immer brav. Das "Neue Licht von Birma" berichtet allerdings nicht, dass die Firmen sich als Gegenleistung schon die lukrativsten Aufträge für den Wiederaufbau unter den Nagel gerissen haben. Mit voller Billigung der Junta: Die Firmen sind eng mit den Familienmitgliedern der Generäle verbandelt. Die meisten stehen als Günstlinge korrupter Machenschaften auf einer schwarzen Liste des US- Finanzministeriums.

"Es gab keine öffentlichen Ausschreibungen", sagt der stets gut informierte Direktor der Exilgruppe "US-Kampagne für Birma", Aung Din. "Am 12. Mai hat das Komitee unter der Leitung von Regierungschef Thein Sein beschlossen, die Wiederaufbauverträge im Gegenzug für die Verteilung von Hilfsgütern zu vergeben." Die Geberkonferenz am Sonntag sei wie ein "Jackpot" für die Junta-Generäle. "Sie (und ihre Spießgesellen) werden die einzigen sein, die von den Spenden für die Zyklon-Opfer profitieren, die sie systematisch vernachlässigen." Aung Din sagt, dass die zerstörten Dorfgemeinschaften nach alter Erfahrung selbst für den Wiederaufbau etwa der Schulen zahlen müssten.

US-Finanzministerium warnt vor korrupten Machenschaften in Birma

Wiederaufbauhilfe gibt es auch in Rangun nicht umsonst, berichtet das Exil-Onlinemagazin "Irrawaddy". "Wer Nägel und anderes Baumaterial kaufen will, muss einen Antrag ausfüllen", sagte Einwohner Tin Yu dem Magazin. "Schon das Formular kostet 500 Kyat" - umgerechnet 30 Cents.

Als Gönner nennt das "Neue Licht" zum Beispiel die Firma Htoo Company. Sie darf nach Informationen von Aung Din in Bogale neue Häuser bauen. Besitzer ist der steinreiche Magnat Tay Za. Er handelt mit birmanischen Edelhölzern und -steinen, Immobilien und Palmöl und soll nebenbei auch Waffengeschäfte wie den Kauf mehrerer MiG-29- Kampfjäger im vergangenen Jahr aus Russland eingefädelt haben. Er steht auf der schwarzen Liste. Sein Foto hat das US-Finanzministerium wie ein Fahndungsposter veröffentlicht - inmitten eines Geflechts aus Firmen, in denen zum Beispiel der Sohn von General Thura Shwe Mann, Nummer drei der Militärdiktatur, eine prominente Rolle spielt.

Tun Mying Naing, alias Steve Law, ist schon in Kungyangone aktiv, um Büros und Schulen wieder hochzuziehen. Präsident George W. Bush bezeichnete den 50-Jährigen als "Regime-Intimus unter Verdacht von Drogenschmuggel". Er ist der Sohn von Lo Hsing Han - genannt: der Heroin-Pate - und sitzt auf einem weiteren US-Schaubild wie eine Spinne im Firmennetz - ganz oben, versteht sich. Er sei per Du mit Juntachef Than Shwe, heißt es, und habe dessen Luxusvilla gebaut. Tun kontrolliert mit Asia World die größte Baufirma des Landes, die unter anderem einen Ölhafen in Ramree an der birmanischen Küste baut.

Zyklon-Opfer müssen für Hungerlohn auf Baustellen arbeiten

Asia World hat sich schon eine goldene Nase am Bau der neuen Hauptstadt Naypyidaw verdient. Dort saß die Firma mit General Thuras Sohn Aung Thet Mann (31) in einem Boot, dessen Firma Ayer Shwe Wah dank der Verbindungen des Vaters an der Entstehung von Naypyidaw auch kräftig verdienen durfte. Jetzt mischt Ayer Shwe Wah nach Irrawaddy- Informationen schon in Labutta mit. Dort heißt es, Zyklon-Opfer müssten für 44 Cents Tageslohn auf den Baustellen arbeiten.

Der Wiederaufbau könnte problemlos mit den Einnahmen aus dem florierenden staatlichen Gasgeschäft finanziert werden, sagt der australische Birma-Forscher Sean Turnell. Birma verfüge über vier Milliarden Dollar Fremdwährungsreserven. "Das Geld gehört dem Volk, nicht der Junta", sagt er. Der Dozent wirft der Regierung einen miesen Buchhaltertrick vor. "Sie stellen die Einnahmen zum offiziellen Wechselkurs in die Bücher - damit schrumpft die Summe künstlich um ein 200-faches", sagt er. Wo der Rest des Geldes liegt, weiß außerhalb des Dunstkreises der Junta und ihrer Banker niemand.

Christiane Oelrich[dpa]

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