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Politik: Nachgedacht, umgedacht - Schäubles Reflexion (Kommentar)

Es hat zunächst einmal schon seinen eigenen Wert, dass Wolfgang Schäuble sich inmitten einer erfolgreichen Phase der CDU Zeit nimmt zu tatsächlicher Reflexion. Zehn Jahre Einheit - und der hochgelobte westdeutsche Unterhändler von einst übt in der "Zeit" ungewöhnliche Kritik: Selbstkritik.

Es hat zunächst einmal schon seinen eigenen Wert, dass Wolfgang Schäuble sich inmitten einer erfolgreichen Phase der CDU Zeit nimmt zu tatsächlicher Reflexion. Zehn Jahre Einheit - und der hochgelobte westdeutsche Unterhändler von einst übt in der "Zeit" ungewöhnliche Kritik: Selbstkritik. Dass alle Gesetze des Westens unantastbar gewesen seien, alle des Ostens hingegen zur Disposition standen, beschreibt Schäuble heute als Fehler. Seine Worte sind etwas sanfter, aber der Kern der Botschaft ist die Erkenntnis, und die ist hart. Auch für ihn. Einen Hinweis, der dazu angetan ist, etliche (zumal in der eigenen Partei) mit ihm zu versöhnen, bietet der Satz, dass sich manche nachfolgende Härte in der Lebenswirklichkeit der Ostdeutschen "vielleicht bei weniger Perfektion" hätte vermeiden lassen. Schäuble gesteht seinen Hang zur Perfektion ein, seine Neigung, die eigene Auffassung als Gewissheit zu sehen. Das ist kritische Selbstreflexion. Die Ostdeutschen unter seinen Lesern werden vieles in der Beurteilung begrüssen, und zumindest einer kommt - ohne Namensnennung - zu Ehren, der in der Union unrühmlich zur Seite gedrängt wurde: Lothar de Maiziere. Nicht alles, was war, war schlecht, so lautete das Credo des letzten DDR-Ministerpräsidenten, des späteren Bundesministers und Ersten Stellvertreters von Helmut Kohl in der CDU. Er hatte Recht, und nun wird ihm aus berufenem Mund Recht gegeben. Die Spitze der Union hat sich verändert. Zehn Jahre danach ist Nachdenklichkeit eingezogen. Schäuble gibt ein Beispiel - den alten Rechthabern.

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