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Politik: Nahost-Konflikt: Ein Besuch zum falschen Zeitpunkt

Höflich, aber doch in aller Deutlichkeit, offenbarte Bülent Ecevit am Mittwoch tiefe Gegensätze zwischen der Türkei und einem ihrer wichtigsten Verbündeten. Nach einem Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon in Ankara sagte Ecevit, die Türkei habe viel Verständnis für die Position Israels.

Höflich, aber doch in aller Deutlichkeit, offenbarte Bülent Ecevit am Mittwoch tiefe Gegensätze zwischen der Türkei und einem ihrer wichtigsten Verbündeten. Nach einem Gespräch mit dem israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon in Ankara sagte Ecevit, die Türkei habe viel Verständnis für die Position Israels. Doch die Forderung, dass vor einer Neuauflage der Friedensverhandlungen die Gewalt in den Palästinenser-Gebieten aufhören müsse, sei schlicht "unrealistisch". Scharon ließ sich nicht beeindrucken und bekräftigte, Voraussetzung für Friedensgespräche bleibe ein Ende der Kämpfe.

Ariel Scharon war für die Türkei ein schwieriger Gast. Ankara wollte die Partnerschaft mit Israel nicht aufs Spiel setzen, zugleich aber in der islamischen Welt den Eindruck vermeiden, die Türkei stehe bedingungslos auf der Seite des jüdischen Staates, während die Gewalt im Nahen Osten eskaliert. Für die Türkei steht einiges auf dem Spiel, denn besonders im militärischen Bereich floriert die Zusammenarbeit mit Israel. Gerade jetzt, da die Türkei bei geplanten Waffenkäufen in Deutschland und anderen westlichen Staaten Probleme hat, empfiehlt sich Israel als verlässlicher Lieferant.

Während Scharon und Ecevit miteinander sprachen, protestierten in Ankara und in Istanbul einige hundert Menschen gegen den Besuch des israelischen Ministerpräsidenten; schon im Vorfeld des Besuchs hatte es Proteste gegeben. Die Polizei nahm mehr als 150 Demonstranten fest. "Der Mörder ist unter uns", überschrieb eine islamistische Zeitung ihren Bericht über den Besuch des israelischen Premiers.

Doch nicht nur das islamistische Lager in der Türkei machte Druck. Auch die Palästinenser verlangten, die Türkei solle Scharon zu Zugeständnissen überreden. Für Ankara war diese Forderung von Gewicht, denn die Türkei unterhält gute Beziehungen zu beiden Konfliktparteien. Als eine Art Trostpflaster dachten türkische Außenpolitiker schon laut darüber nach, dass bald der nächste Gast aus Nahost nach Ankara kommen könnte: Palästinenser-Präsident Jassir Arafat.

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