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Nahost-Konflikt: Israel will Nato-Truppe im Libanon

Der israelische Verteidigungsminister Amir Perez (Foto, links) hat sich dafür ausgesprochen eine von der Nato geführte Truppe an der Grenze zum Libanon zu stationieren. Diese müsse mit einem robusten Mandat ausgerüstet sein.

Jerusalem/Beirut - Während die Kämpfe zwischen Israel und der schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon am Sonntag unvermindert anhielten (Tagesspiegel Online berichtete), scheinen sich die Bemühungen zur Beilegung des Konflikts jetzt erstmals auf die Stationierung einer internationalen Friedenstruppe zu konzentrieren. Nach einem Treffen mit Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) in Jerusalem sprach sich Verteidigungsminister Amir Perez am Sonntag für einen Nato-geführten Truppenverband an der Grenze zum Libanon aus.

Angesichts der "Schwäche der libanesischen Armee" sei Israel für die "Stationierung einer internationalen Truppe" mit einem "robusten Mandat", sagte Perez nach Angaben eines Ministeriumssprechers. Die internationale Truppe solle im Rahmen der Nato operieren, müsse "reale Vollmachten" haben und dürfe sich nicht darauf beschränken, "Berichte zu verfassen", sagte Perez in einer offenkundigen Anspielung auf die UN-Beoachtermission im Libanon (UNIFIL).

Merkel und Beck offen für deutsche Beteiligung an UN-Truppe

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte, dass sie eine Beteiligung deutscher Soldaten an einer UN-Friedenstruppe nach einem Waffenstillstand für denkbar halte. Merkel betonte: "Dass wir uns in einen akuten Konflikt mit hinein begeben, das halte ich im Augenblick nicht für das Gebot der Stunde." Eine erfolgreiche Entwicklung der Region sei jedoch "in unserem Interesse". Deutschland müsse der libanesischen Regierung helfen, die Hisbollah zu entwaffnen und Kontrolle über ihr Land zu gewinnen. Dies hatten auch andere deutsche Politiker gefordert. (Tagesspiegel Online berichtete).

Auch der SPD-Vorsitzende Kurt Beck zeigte sich offen für eine deutsche Beteiligung. Der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin lehnt eine Bundeswehr-Beteiligung an einer Schutztruppe dagegen strikt ab: "Das ist völlig undenkbar." Er könne sich keine Situation vorstellen, in der deutsche Soldaten bei einem "robusten Mandat" unter Umständen auf israelische Soldaten schießen müssten.

Der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert dämpfte unterdessen Hoffnungen auf eine schnelle Beilegung der Krise. Die diplomatischen Bemühungen würden Israel nicht daran hindern, die "terroristische Infrastruktur" im Libanon weiter zu zerstören. Das werde "sehr lange" dauern. Beizeiten sei Israel zu Verhandlungen mit dem libanesischen Regierungschef Fuad Siniora bereit, sagte Olmert und erteilte damit indirekt erneut jeglichen Gesprächen mit der Hisbollah eine Absage.

Syrien will verhandeln - und droht

Nach einem Bericht des US-Fernsehsenders CNN hat sich inzwischen auch Syrien in die diplomatischen Bemühungen eingeschaltet. Demnach gibt es Äußerungen aus der Regierung, wonach Damaskus zu Gesprächen mit den USA über eine Beilegung der Krise bereit sei.

Gleichzeitig drohte Syrien allerdings auch offen mit Krieg. Informationsminister Mosen Bilal sagte, sein Land werde nicht tatenlos zusehen, sollten israelische Truppen in den Libanon einmarschieren und sich der syrischen Grenze nähern. In einem solchen Fall werde Damaskus "ohne Zweifel in den Konflikt eingreifen". (tso/ddp/AFP)

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