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Politik: Nahost-Konflikt: Palästinenser dürfen Hebron nicht verlassen

Zwei Bombenanschläge in Jerusalem und der Tod eines Babys jüdischer Siedler haben die gespannte Lage im Nahen Osten am Dienstag erneut verschärft. Bei der Explosion einer Autobombe in einem Jerusalemer Einkaufsviertel wurden am Morgen mehrere Menschen verletzt.

Zwei Bombenanschläge in Jerusalem und der Tod eines Babys jüdischer Siedler haben die gespannte Lage im Nahen Osten am Dienstag erneut verschärft. Bei der Explosion einer Autobombe in einem Jerusalemer Einkaufsviertel wurden am Morgen mehrere Menschen verletzt. Bei einem zweiten Bombenanschlag wenige Stunden später ist der mutmaßliche palästinensische Selbstmordattentäter getötet worden. Nach Angaben des israelischen Rundfunks wurden bei der Explosion 13 Israelis zum Teil lebensgefährlich verletzt. Der Anschlag ereignete sich an einer Straßenkreuzung im Norden der Stadt. Nach Angaben des Polizeichefs von Jerusalem, Micky Levy, hatte sich der Selbstmordattentäter in unmittelbarer Nähe eines Jerusalemer Linienbusses in die Luft gesprengt. Der Fahrer des Busses erlitt lebensgefährliche Verletzungen.

Zu dem ersten Anschlag in Jerusalem bekannte sich die palästinensische Gruppe Islamischer Dschihad. In einer in Beirut veröffentlichten Erklärung der Organisation hieß es, es handele sich um eine Vergeltungsmaßnahme für die "Verbrechen, die der zionistische Feind unseren Familien in Hebron Montagabend angetan hat". Die Bombe explodierte während des morgendlichen Berufsverkehrs gegen 7 Uhr 40 im Stadtteil Talpiot. In einem vorbeifahrenden Bus wurden drei Menschen verletzt, zudem erlitten Passanten leichte Verletzungen oder einen Schock. Die Polizei sperrte das Gebiet sofort ab und suchte nach weiteren Sprengsätzen. Nach Behördenangaben war das Auto, in dem die Bombe versteckt war, als gestohlen gemeldet. "Ich kann versichern, dass die Antwort schnell kommt", sagte ein Sprecher des israelischen Ministerpräsidenten Ariel Scharon, ohne jedoch dazu weitere Einzelheiten zu nennen.

Die israelische Armee verstärkte am Dienstag nach dem gewaltsamen Tod einer kleinen Tochter israelischer Siedler die Absperrung der Stadt Hebron im Westjordanland. Mehrere gepanzerte Personenwagen wurden an den Zufahrtsstraßen aufgestellt. Palästinenser durften die Stadt nicht betreten oder verlassen. Zudem wurde ein Ausgehverbot verhängt. Am Montag war das zehn Monate alte Mädchen im Kinderwagen auf einem Spielplatz erschossen worden. Der Vater wurde schwer verletzt. Nach dem Anschlag ließen die israelischen Sicherheitskräfte das Viertel Hebrons räumen, von dem aus die tödlichen Schüsse abgegeben wurden. Der palästinensische Kabinettsminister Jassir Abed Rabbo wies die Vorwürfe zurück, bei dem Todesschützen habe es sich um einen Palästinenser gehandelt.

Die Siedler hätten versucht, in Palästinenserbezirke der Stadt zu gelangen, teilte die Armee mit. Augenzeugen berichteten, die Siedler seien auf den Bezirk Abu Sneineh zu marschiert, aus dem nach Armee-Angaben ein Heckenschütze die tödlichen Schüsse abgegeben haben soll. In Hebron leben rund 400 überwiegend militante Siedler unter mehr als 100 000 Palästinensern. Im Gaza-Streifen zogen Siedler durch Palästinensergebiete, schossen in die Luft und setzten Gebäude in Brand. Scharon machte die palästinensische Autonomiebehörde verantwortlich "für die Gewalt und den Terror, die heute die Ermordung eines Babys verursacht haben".

Trotz viertägiger Marathon-Verhandlungen konnten sich israelische und palästinensische Vertreter unterdessen nicht auf eine Resolution des UN-Sicherheitsrates zum Schutz palästinensischer Zivilisten einigen. Beide Seiten verständigten sich lediglich auf die Fortsetzung ihrer Bemühungen. Zwar berichteten Diplomaten am Dienstagmorgen von einer Annäherung der Positionen, für eine Einigung reichte es dann aber offenbar nicht mehr.

Die Palästinenser ließen ihre Forderung nach UN-Beobachtern in den Autonomiegebieten fallen und signalisierten ihre Zustimmung zu einem "neuen Mechanismus", mit dem die palästinensische Zivilbevölkerung geschützt werden soll. Die USA haben ihr Veto gegen jede Maßnahme angekündigt, die eine UN-Truppe zum Schutz von Palästinensern zur Folge hätte.

Unterdessen sprach sich eine Delegation der Menschenrechtsorganisation amnesty international für die Entsendung unbewaffneter Beobachter in das Westjordanland und den Gazastreifen aus. Zudem unterstützt die Organisation die palästinensische Forderung nach einem Rückkehrrecht für vier Millionen Flüchtlinge. Amnesty warf sowohl der israelischen als auch der palästinensischen Seite schwere Menschenrechtsverletzungen vor.

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