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Politik: Nahost-Krise: Gewalt als Antwort auf Entspannungsbemühen

Die Gewalt im Nahen Osten hat über das Wochenende eine dramatische Steigerung erfahren. Israel und die Palästinenser stehen unmittelbar vor einem Krieg, der für die Palästinenser militärisch von vornherein verloren ist und sich für die Israelis zu einem Zweifrontenkrieg entwickeln könnte.

Die Gewalt im Nahen Osten hat über das Wochenende eine dramatische Steigerung erfahren. Israel und die Palästinenser stehen unmittelbar vor einem Krieg, der für die Palästinenser militärisch von vornherein verloren ist und sich für die Israelis zu einem Zweifrontenkrieg entwickeln könnte. Die zeitweilige Übergabe der Kontrolle über den Tempelberg am Freitag, die Räumung des Josefsgrabes in Nablus und dessen Zerstörung durch die palästinensischen Massen in der Nacht zum Sonnabend, die Entführung von drei israelischen Soldaten durch die Hisbollah am Sonnabendmorgen und das Ultimatum Ehud Baraks an Arafat: Den israelischen Bemühungen um Entspannung setzte die Gegenseite Kampfhandlungen entgegen, die letztlich die Schicksalsfrage nach Krieg oder Friedensvertrag provozierten.

Schimon Peres, ansonsten stets optimistischer Friedensnobelpreisträger, bebte vor Wut, als er Yasser Arafat persönlich für den Bruch der Osloer Abkommen verantwortlich machte. Bei all seiner Sympathie für das palästinensische Volk könne auch er Arafats Verhalten nicht akzeptieren. Der Palästinenserpräsident habe keines seiner Versprechen, keine einzige Abmachung der letzten Zeit eingehalten, ja sich nicht einmal den Anschein gegeben, dass er sich um eine Einhaltung bemühe.

Beispiel Josefsgrab: Als Ehud Barak in der Nacht auf den Sonnabend die Räumung des zur Festung ausgebauten Grabmales in Nablus anordnete, wusste er, dass die Opposition im eigenen Lande massiv ausfallen würde, vertraute aber auf die Übereinkunft mit den Palästinensern, dass deren Polizei Vandalenakte unterbinden und das Grab schützen werde, sodass die Kritik zumindest teilweise aufgefangen werden könnte. Doch das zur Heiligen Stätte erklärte Grabmal ist total zerstört worden, ohne dass Arafat mit einem Machtwort auch nur versucht hätte, die fanatisierten Massen zu stoppen. Er ließ es bis kurz nach der Tat bei der Mitteilung seines Bedauerns. Dies im Wissen, dass gerade diese Tat der palästinensischen Position in den Verhandlungen schwersten Schaden zufügen würde. Arafats Behauptung, dass unter seiner Herrschaft die Heiligen Stätten aller Religionen sicher und geschützt sein werden, hat sich als unhaltbare Lüge herausgestellt.

Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass die Unruhen, die Zusammenstöße mit den israelischen Truppen, die schweren Schusswechsel und alle anderen Kampfhandlungen keine ausschließlich spontane Reaktion auf den provokativen Tempelberg-Besuch des israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon darstellten, so wurde dieser über das Wochenende erbracht. Der gleichzeitige und offensichtlich koordinierte Beschuss von Siedlungen, die parallelen Aktionen der palästinensischen Flüchtlinge und der Hisbollah an der libanesisch-israelischen Grenze, die Drohungen mit dem Sturm des Josefsgrabes, bevor dieses geräumt wurde, die zielgerichteten Unruhen in der Ostjerusalemer Altstadt nach den Steinewürfen im Anschluss an das Freitagsgebet, die systematische Steigerung der täglichen Kampfhandlungen zu exakten Zeitpunkten von ersten Steine- über Molotov-Cocktail-Würfe am späten Vormittag bis zu den heftigen Schießereien in der Nacht : Sie alle zeugen von exakter, langfristiger Planung, von eingeübten Aktionen, von einer absoluten Entschlossenheit zum Kampf bis hin zur bewussten Inkaufnahme eines verlustreichen Krieges.

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