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Politik: Nation of Islam: Das eigentliche Ziel verfehlt

Genau fünf Jahre nach dem "Million Men March" in Washington und drei Jahre nach dem "Million Women March" in Philadelphia hat der Führer der US-Schwarzenorganisation "Nation of Islam" seine Organisationskraft erneut mit einer Massendemonstration unter Beweis gestellt. Doch der umstrittene Prediger Louis Farrakhan, der Juden in der Vergangenheit als "Blutsauger" bezeichnet hatte, verfehlte sein Ziel, zum "Million Family March" tatsächlich eine Million Familien zu mobilisieren.

Genau fünf Jahre nach dem "Million Men March" in Washington und drei Jahre nach dem "Million Women March" in Philadelphia hat der Führer der US-Schwarzenorganisation "Nation of Islam" seine Organisationskraft erneut mit einer Massendemonstration unter Beweis gestellt. Doch der umstrittene Prediger Louis Farrakhan, der Juden in der Vergangenheit als "Blutsauger" bezeichnet hatte, verfehlte sein Ziel, zum "Million Family March" tatsächlich eine Million Familien zu mobilisieren.

Zehntausende drängten sich den ganzen Montag über auf der Mall, dem zentralen Parkgelände der US-Hauptstadt. Schätzungen gingen auch in die Hunderttausende. Offizielle Angaben wurden hingegen nicht gemacht. Und obwohl Farrakhan diesmal ausdrücklich Angehörige aller Religionen und Rassen zur Teilnahme eingeladen hatte, blieb sein Publikum überwiegend schwarz.

Auf Kritik stieß, dass als Ko-Veranstalter der Chef der Vereinigungskirche, der Südkoreaner San Jun Moon, in Erscheinung trat. In dessen Tradition zelebrierte Farrakhan eine Massenhochzeit. Showstars wie Whitney Houston und Bobby Brown traten im Begleitprogramm auf. Anders als beim "Million Men March" sprachen auch die meisten schwarzen Kongress-Abgeordneten zu den Demonstranten. Die vielstimmige Phalanx von Rednern stimmte höchst unterschiedliche Themen und Töne an. Während Nicaraguas Ex-Präsident, als "Bruder Daniel Ortega" vorgestellt, zum Kampf gegen die Armut und für Menschenrechte und Frieden aufrief, forderte Ghanas Präsident Rawlings verstärkte Anstrengungen im Kampf gegen Aids. Jewel Taylor, die First Lady Liberias, bezeichnete ihr Land, das von nach Afrika zurückgekehrten amerikanischen Sklaven gegründet wurde, als "Strahl der Hoffnung und Wiege der Liebe für die ganze Welt".

Farrakhan selbst, als "göttlicher Führer und Lehrer" vorgestellt, forderte zur Toleranz zwischen den Rassen und Religionen auf. Er verlangte höhere Bildungsausgaben, weniger Abtreibungen, die Freilassung aller zum Tode Verurteilten, ein Ende der Kuba-Blockade und den Stopp aller US-Waffenlieferungen nach Afrika. Die Präsidentschaftswahl am 7. November zwischen Al Gore und George W. Bush bezeichnete er als Wahl "zwischen Luzifer und dem Teufel".

Amerika habe "eine Regierung von den Reichen, durch die Reichen und für die Reichen". Das Volk werde durch den Materialismus "absichtsvoll verdummt"; die Wirtschaft "macht uns alle zu ihren willenlosen Sklaven". Mehrfach rief Farrakhan seinen Anhängern zu: "Weiße Überheblichkeit und schwarzes Minderwertigkeitsgefühl haben unser Gemeinwesen und unseren Glauben vergiftet." Farrakhan kritisierte auch, dass Amerikas Schwarze "von ihren 550 Milliarden Dollar Kaufkraft im Jahr 545 Milliarden einem anderen Volk" übertrügen.

Von den rund 36 Millionen Amerikanern afrikanischer Abstammung sind die meisten protestantische Christen. Innerhalb der moslemischen Minderheit hat Farrakhan zwar nicht die meisten Anhänger, aber seit dem Mord an Malcolm X 1965 die politisch einflussreichste und sichtbarste Stellung.

Jüdische Organisationen in den USA verlangen seit Jahren, dass Politiker auf jeden Kontakt mit Farrakhan verzichten, den sie als Antisemiten bezeichnen. Vor allem Vertreter des linken Flügels der Demokraten suchen indes immer offener den Schulterschluss mit Farrakhan. Rund 90 Prozent aller US-Schwarzen wählen demokratisch.

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