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Politik: Nationalisten regieren allein

Neue Regierung in Schottland / Sean Connery kritisiert Blair

Von Markus Hesselmann

London - Schottland hat erstmals einen Separatisten als Regierungschef. Alex Salmond, Chef der Scottish National Party (SNP), wurde vom Parlament in Edinburgh zum Ministerpräsidenten gewählt. Der linke Nationalist führt eine Minderheitsregierung, nachdem weder Labour noch Liberale oder Konservative bereit waren , eine Koalition mit ihm zu bilden. Die SNP hatte am 3. Mai die Regionalwahlen in Schottland gewonnen. Die Labour-Partei hatte in ihrer traditionellen Hochburg eine schwere Niederlage erlitten. Salmond rief die anderen Parteien zur Zusammenarbeit auf: „Wir sind verschieden, aber nicht gespalten“, sagte er.

Die Nationalisten waren mit dem Versprechen angetreten, die Schotten bis 2010 über die Unabhängigkeit ihres Landes abstimmen zu lassen. Dies wird Salmond als Regierungschef mit wechselnden Mehrheiten schwer durchsetzen können. Denn Labour, Liberaldemokraten und Konservative lehnen ein solches Referendum strikt ab. Doch auch ohne die Aussicht auf baldige Unabhängigkeit dürfte Salmond seinem schottischen Landsmann Gordon Brown das Leben schwer machen. Der britische Schatzkanzler und Labourpolitiker Brown soll in sechs Wochen in London die Regierungsgeschäfte von Tony Blair übernehmen.

Der berühmteste Unterstützer der SNP, der Schauspieler Sean Connery, hat den Ton schon einmal verschärft. In seinem ersten Interview nach der Wahl attackierte der frühere James-Bond-Darsteller den derzeit noch als Premier amtierenden Blair. Dieser sei „ein Arschloch“ und baue sein Vermächtnis auf Gräber im Irak auf, sagte Connery dem Internetdienst der Zeitung „Scotland on Sunday“. Die schottische Wahl sei weniger vom Thema Unabhängigkeit als vom Wunsch nach einem Regierungswechsel bestimmt gewesen, sagte Connery, der sich weiterhin für die Abspaltung Schottlands vom Vereinigten Königreich stark macht. Der 76-Jährige lebt auf den Bahamas, hat aber vor der Wahl beteuert, dass er im Falle der schottischen Unabhängigkeit in seine Heimat zurückkehren würde.

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