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Politik: Nato verstärkt Truppen in Afghanistan Bis zu 2000 zusätzliche Soldaten sollen ab September die Präsidentenwahl sichern

Nach monatelangen Beratungen hat die Nato nun die Entsendung weiterer Truppen nach Afghanistan beschlossen. Ab Anfang September sollen zwei zusätzliche Bataillone für einen Zeitraum von acht Wochen geschickt werden.

Nach monatelangen Beratungen hat die Nato nun die Entsendung weiterer Truppen nach Afghanistan beschlossen. Ab Anfang September sollen zwei zusätzliche Bataillone für einen Zeitraum von acht Wochen geschickt werden. Die rund 2000 spanischen und italienischen Soldaten haben die Aufgabe, die Sicherheit der Präsidentschaftswahlen am 9. Oktober zu gewährleisten. Das spanische Bataillon soll als schnelle Reaktionstruppe in der Hauptstadt Kabul eingesetzt werden. Das italienische Bataillon, das ein Bestandteil der im Aufbau befindlichen Nato Response Force ist, soll als Reserve in Afghanistan stationiert werden.

Zusätzlich zu den beiden Bataillonen sollen die bisher vorhandenen fünf Wiederaufbau-Teams (PRT) der Nato von je hundert zusätzlichen Infanteriesoldaten geschützt werden. Mit dem jetzigen Afghanistan-Beschluss wird die Nato für die Zeit der Präsidentschaftswahl also 2500 Mann mehr und insgesamt 9000 Soldaten stellen. Auf dem Gipfeltreffen Ende Juni in Istanbul war zwar noch von 3500 zusätzlichen Soldaten zu der 6500 Mann starken Nato-Einsatztruppe (Isaf) die Rede gewesen. Doch das nordatlantische Bündnis sieht seine Zusagen trotzdem erfüllt. Diese Zahl könnte dann erreicht werden, wenn geklärt wird, welche zusätzlichen Reservekräfte das Bündnis außerhalb Afghanistans in Bereitschaft hält, um im Fall einer Krise mit weiteren Soldaten eingreifen zu können. Darüber wurde aber bisher in Brüssel nicht entschieden.

Militärische Beobachter bezweifeln zudem, ob bereits genügend Hubschrauber in Afghanistan stationiert sind, um im Ernstfall Kräfte innerhalb des Landes verlegen zu können. Zwar haben die Spanier versprochen, Hubschrauber zusammen mit ihrem Bataillon zu verlegen. Deren Zahl reicht aber nicht aus, um auch die Italiener zu transportieren. Deren Einsatz war lange im Nato-Rat umstritten, weil die USA durchsetzen wollten, dass die Nato Response Force (NRF) in Afghanistan eingesetzt wurde. Paris argumentierte dagegen, dass diese Eliteeinheit nicht zum Schließen von Lücken bei Routineeinsätzen missbraucht werden solle.

Mit der Entsendung der Italiener scheint jetzt ein Kompromiss gefunden. Der amerikanische Botschafter Nicolas Burns begrüßte den ersten Einsatz der Nato Response Force. Nato-Generalsekretär de Hoop-Scheffer spricht dagegen von den Italienern nur als einem „Element der NRF“. Der Nato-Rat auf Botschafterebene hatte offenbar den Konflikt dadurch gelöst, dass er den Generalsekretär und den militärischen Nato-Oberbefehlshaber im belgischen Mons bevollmächtigte, je nach Gefährdungslage im Land zu entscheiden, ob die Italiener komplett in Afghanistan eingesetzt werden müssen. Normalerweise muss der Nato-Rat der 26 Mitglieder über einen NRF-Einsatz entscheiden.

Mariele Schulze Berndt[Brüssel]

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