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Kirchenvertreter beim Gottesdienst in Notre Dame - im Hintergrund der erste Oberhirte Petrus, erkennbar am Hirtenstab.

© Susanne Ehlerding

Nebensachen aus Paris (3): "Damit unsere Brüder und Schwestern nicht leiden müssen"

Bei einem bewegenden Gottesdienst in Notre-Dame reden Kirchenvertreter aus aller Welt den Verhandlern bei der Klimakonferenz ins Gewissen.

Größer konnte der Kontrast zu den nüchternen Messehallen des Klimakonferenzzentrums nicht sein: In der Kathedrale Notre-Dame de Paris sandte ein ökumenischer Gottesdienst am Donnerstag Abend eine spirituelle Botschaft an die Verhandler. Die altehrwürdige Schönheit und Größe der Kirche, der Duft von Weihrauch, das Brausen der Orgel und die vereinten Stimmen der Gläubigen im Gebet verdichteten in einem bewegenden Moment das, worum es bei der Konferenz eigentlich geht: Die Bewahrung der Schöpfung.

Bischöfe und Kardinäle, Archidiakone und Monsigneurs, Metropoliten und auch ein paar wenige weibliche Würdenträgerinnen nahmen an dem Gottesdienst teil. Der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomeus I., sprach sich in seiner von einem Vertreter verlesenen Botschaft für eine "ökologische Spiritualität" aus: „Die Wissenschaftler betonen, dass wir unsere Art zu leben verändern müssen um die Verschmutzung zu begrenzen, die den Klimawandel bewirkt.“

Gemälde in Notre Dame. "Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden", sagte Jesus in der Bergpredigt.

© Susanne Ehlerding

Bartholomeus berief sich auf den Mystiker Isaac von Syrien, der im 7. Jahrhundert schrieb, spirituell zu leben bedeute: „ein mitleidendes Herz zu haben, das vor Liebe zur Schöpfung und allen Kreaturen Gottes brennt“.

Mit dieser Haltung wendet sich die Kirche ab von einer anderen christlichen Tradition, die auf dem alttestamentarischen „macht euch die Erde untertan“ beruht. Auch heute noch glaubt ein kleiner Teil der US-amerikanischen Christen, dass Gott den Menschen die Erde zur unbeschränkten Benutzung gegeben hat. Das ergab kürzlich eine Studie der Universität Yale. Mehr Christen als der Durchschnitt in den USA jedoch glauben, dass es die Pflicht der Menschen ist, die Schöpfung zu schützen.

Passend zu den Klimaverhandlungen lautete die Botschaft des Evangeliums beim Gottesdienst: „Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden“, sagte Jesus in der Bergpredigt.

Das Kirchenschiff von Notre-Dame nach dem Gottesdienst.

© Susanne Ehlerding

Die radikale Botschaft passt deshalb in den Kontext, weil es die Armen sind, die am meisten unter dem Klimawandel leiden, obwohl sie ihn am wenigsten verschuldet haben.

„Wie rufen die Entscheider bei der Klimakonferenz dazu auf, die nötigen Maßnahmen zu treffen um die Erderwärmung auf zwei Grad zu begrenzen, so dass die am meisten verwundbaren unter unseren Brüdern und Schwestern und künftige Generationen nicht leiden müssen“, lautet am Ende die Botschaft des Rates der christlichen Kirchen Frankreichs CECEF.

Schon im Vorfeld des Klimagipfels haben viele große Religionsgemeinschaften Erklärungen veröffentlicht, in denen sie eine Lösung für das Klimaproblem verlangten. Den umfassendsten Beitrag lieferte Papst Franziskus mit seiner Lehrschrift "Laudato, Si!", der auch bei der UN-Generalversammlung im September in New York einen flammenden Appell an die Weltgemeinschaft richtete, den Pariser Gipfel nicht scheitern zu lassen. Auch islamische Gelehrte legten eine umfassende Klimaerklärung vor, ebenso wie die evangelischen Bischöfe in Deutschland, hinduistische und buddhistische Gelehrte. mit deh

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