zum Hauptinhalt
Exklusiv

Neue Praxis: Ärzte sollen Krankenkassen im Internet bewerten

Bisher werden Ärzte über Internetportale der Krankenkassen bewertet. Jetzt drehen die Mediziner den Spieß um.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) will den niedergelassenen Mediziner die Möglichkeit geben, die Krankenkassen im Internet zu bewerten. Ein entsprechendes Portal für die Ärzte sei in Arbeit, sagte KBV-Sprecher Roland Stahl dem Tagesspiegel. Im Herbst 2012 werde der Kassen-Monitor an den Start gehen.

Das Vorhaben sei nicht als Revanche oder Trotzreaktion auf den Ärztenavigator von AOK, Barmer GEK und Techniker Krankenkasse zu verstehen, wo gesetzlich Versicherte seit Mai 2011 Bewertungen für niedergelassene Ärzte abgeben und einsehen können, versicherte der Sprecher. Vielmehr gehe es um den „tiefen Wunsch der Ärzte“, ihren Patienten mehr Zeit zu widmen – und deshalb die großen Zeit- und Energiefresser in ihrem Praxisalltag öffentlich zu benennen. Zu erfahren wäre im Internet dann beispielsweise, „welche Kasse sich mit besonderem bürokratischen Irrsinn hervortut“. Daneben gehe es um Dinge wie Therapiefreiheit, Regresse, Selektivverträge und Informationsfluss. Kassenempfehlungen seien nicht geplant, sagte Stahl. Allerdings stehe das Portal auch Patienten offen, sie könnten sich an den Bewertungen der Ärzte natürlich orientieren.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) reagierte gelassen auf die Ankündigung. Die Kassen seien es „seit Jahren gewohnt, öffentlich bewertet zu werden“, sagte Verbandssprecher Florian Lanz. Es stelle sich aber „die Frage, ob die wohl meist privatversicherten Ärzte überhaupt in der Lage sind, die Arbeit einer Krankenkasse zu beurteilen“. Schließlich seien die Kassen „zuerst für die Versicherten da und nicht für die Ärzte“. Bei den Ärztebewertungsportalen gehe es im übrigen nicht um die Einschätzung der Versicherer, sondern um die der Patienten, betonte Lanz. „Vielleicht wäre es sinnvoller, wenn auch die Ärzte ihre Patienten sprechen lassen würden, statt nur ihre eigene Sicht in den Mittelpunkt zu stellen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false