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Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler).

© AFP/Sven Hoppe

Neue Vorwürfe gegen Freie-Wähler-Chef: Aiwanger soll zu Schulzeiten Toilette mit Hakenkreuzen beschmiert haben

Erneut erheben ehemalige Mitschüler Aiwangers Anschuldigungen gegen ihn. Sie zeichnen in einem Bericht das Bild eines Schülers, der „mit braunem Gedankengut“ sympathisiert habe.

In der Flugblatt-Affäre reißen die Vorwürfe gegen den bayerischen Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht ab. Zwei namentlich auftretende neue Zeugen haben nun gegenüber dem ARD-Magazin Kontraste weitere Anschuldigungen gegen den Vize-Regierungschef Bayerns erhoben. Demnach soll Aiwanger zu Schulzeiten mehrere Hakenkreuze an eine Toilettenwand geschmiert und Begeisterung für Adolf Hitler sowie nationalsozialistische Inhalte gezeigt haben.

Durch Berichte der „Süddeutschen Zeitung“ war im August öffentlich geworden, dass Hubert Aiwanger als Oberstufenschüler ein antisemitisches Flugblatt bei sich geführt hat. Aiwangers Bruder Helmut reklamierte die Urheberschaft daraufhin für sich. In der Folge hatten mehrere Zeugen, teils anonym, Aiwanger als damals antisemitischen und rechtsextremen Schüler dargestellt.

Aiwanger soll sich für Hitler begeistert haben

Aiwangers Umgang mit den Vorwürfen sorgte bundesweit für scharfe Kritik. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hielt jedoch an seinem Wirtschaftsminister fest. Aiwanger selbst hatte sich zwar öffentlich entschuldigt und einen Fragenkatalog von Söder beantwortet, allerdings sprach er darin fast durchgehend von Erinnerungslücken. Medien warf er eine Schmutzkampagne gegen ihn vor.

In dem Bericht des ARD-Magazins beschreibt die den Angaben nach ehemalige Mitschülerin Doris Thanner den ehemaligen Schüler Aiwanger als „stramm konservativ“. Er habe sich für Adolf Hitler und Nationalsozialismus begeistert und sei jemand gewesen, „der eindeutig sympathisiert mit braunem Gedankengut“.

Hakenkreuzschmierereien auf Schultoilette

Der nach eigener Auskunft damalige Schülersprecher Stephan Winnerl erinnert sich in dem Beitrag an einen Vorfall mit Hakenkreuzschmierereien auf der Toilette. An einer Wand verteilt seien acht bis zehn relativ große Hakenkreuze zu sehen gewesen. Der Verdacht soll schnell auf Aiwanger gefallen sein, weil dieser damals bereits einen entsprechenden Ruf gehabt haben soll. Der Schuldirektor habe Winnerl dann zurückgemeldet, dass es tatsächlich der heutige bayerische Wirtschaftsminister gewesen sei, der die Hakenkreuze an die Toilettenwand geschmiert habe. Aiwanger habe die Schmierereien beseitigen müssen.

Ein Sprecher von Hubert Aiwanger habe sich gegenüber „Kontraste“ nicht zu den neuen Vorwürfen äußern wollen und auf frühere Stellungnahmen des Freie-Wähler-Chefs verwiesen, berichtet das Magazin weiter.

Seehofer kritisiert Aiwangers Kampagnen-These

Unterdessen hat der frühere bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer Aiwanger für seinen Umgang mit der Flugblatt-Affäre kritisiert. Er finde die These des Freie-Wähler-Chefs, wonach es eine Kampagne gegen ihn gebe, problematisch, sagte er dem „Spiegel“. „Das wird dem Ernst der Angelegenheit nicht gerecht.“

Auch sagte Seehofer, er habe Ministerpräsident Söder dazu geraten, Aufklärung einzufordern. „Es geht um schwerwiegende Vorwürfe im Zusammenhang mit der Verhöhnung des Holocausts und seiner Opfer. Das ist das größte Verbrechen in der Menschheitsgeschichte“, zitiert der „Spiegel“ Seehofer. Deshalb habe die CSU in einer Pflicht gestanden, nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen.

Die Affäre fällt mitten in den Wahlkampf in Bayern, wo im Oktober ein neuer Landtag gewählt wird. Zu schaden scheint sie den Freien Wählern allerdings bislang nicht. Im jüngsten ZDF-Politbarometer erreichte die Partei einen Rekordwert von 16 Prozent. Das sind 4,4 Prozentpunkte mehr, als sie bei der Wahl 2018 holen konnte. (cz)

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