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Der CDU-Generalsekretär Peter Tauber muss sich gegen Mobbing-Vorwürfe wehren.

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CDU-Generalsekretär Peter Tauber: Neuerdings anders schwarz

CDU-Generalsekretär Peter Tauber kämpft in seinem Wahlkreis gegen Details aus der Vergangenheit. Doch hinter der persönlichen Auseinandersetzung steckt auch ein politischer Streit in der Partei.

Von Robert Birnbaum

Eigentlich geht es ja um sie und nicht um ihn. Aber dass Katja Leikert an diesem Freitagabend vom Kreisparteitag als CDU-Bundestagskandidatin für den Wahlkreis Hanau bestätigt werden soll, hängt nun mal auf das Engste damit zusammen, dass dieser Peter Tauber der jungen Frau vor vier Jahren den Weg nach Berlin gebahnt hat. Tauber hat als Ehrengast gerade ein paar sehr nette Worte über die Kandidatin gesagt, jetzt folgt ihre Vorstellungsrede, doch Leikert muss vorher noch was loswerden: „Ich finde“, sagt sie und wendet sich zum Vorstandstisch, „ihr seid alle eine optische Bereicherung für unsere Partei.“

Die gut 150 Männer und Frauen im Dorfgemeinschaftshaus von Nidderau ziehen wissende Gesichter, das Dutzend Hauptstadtjournalisten in der letzten Reihe sowieso. Die Presseleute sind übrigens zufällig hier, weil Tauber sie schon vor Wochen zur Wahlkreisreise eingeladen hat. Da war noch keine Rede von dieser alten Geschichte, die Angela Merkels Generalsekretär verfolgt. Es geht um Mobbing-Vorwürfe und um Konflikte im Kreisverband.

Die teils hässlichen, teils eher albernen Details kennen interessierte Leser mittlerweile bundesweit. Der Vorgang Leikert gehört in die alberne Abteilung: Als die Jungstruppe um den damaligen Kreischef Tauber auf Kandidatensuche für das Bundestagsmandat ging, schlug ein Mitarbeiter Leikert vor und flapste, die promovierte Politikwissenschaftlerin wäre schon „rein optisch ein Gewinn“. Leikert hat das erkennbar nicht übel genommen; Tauber bedankt sich bei ihr dafür, „dass du immer hinter mir stehst“. Er bekommt auch sehr freundlichen Beifall von den Delegierten. Aber es hängt schon etwas mächtig schief, wenn jemand aus einem Giftschrank alte Mails zieht und die ehemalige Kreisgeschäftsführerin überall verkündet, was für ein mieser Charakter a) menschlich und b) politisch dieser Tauber sei.

Was das Menschliche angeht, ist der Fall von außen kaum zu beurteilen. Für den Mobbing-Plan gegen die Frau hat sich Tauber entschuldigt. Ob der – im Konkreten dann doch eher kleinliche – Büroknatsch in der Kreisgeschäftsstelle fieser war, als sie ihn zehn Jahre später auszuwalzen, ist wohl Ansichtssache.

Es ist auch die übliche Front: Alte CDU gegen neue CDU

Hinter dem persönlichen Streit steht aber auch ein politischer Zwist. Katja Leikert, sagt Tauber in seiner kurzen Laudatio in Nidderau, habe sich „des Themas Familie und Beruf in einer Weise angenommen, wie es die CDU hier vorher nicht getan hat!“ Leikert wird später an alle appellieren, über alles zu reden, auch über Fehler, aber dann „wieder nach vorne zu gucken“.

Also die übliche Front, alte CDU gegen neue CDU? Wer sich etwas umhört im Wahlkreis, kann zu dem Schluss kommen. Allerdings hat die Sache eine weitere, wieder persönliche Note. Der „Schwarze Peter“, wie sein Blog bis heute heißt, ist manchem noch sehr anders im Ohr als der Generalsekretär der Kanzlerin heute: als hessisch-altkonservativ, Helmut-Kohl-Ehrenwort-Verteidiger, eifriger Unterschriftensammler gegen Doppelpass. Und nicht als einer, der zum Thema Flüchtlinge zuerst die Geschichte von dem Bürgermeister erzählt, der als Merkel-Kritiker gilt und Merkels General dann nur berichtet, wie gut das bei ihm im Örtchen mit den Syrern funktioniere.

Am nächsten Tag schüttelt Tauber dem Kurt Kleespies kräftig die Hand. Kleespies ist Friseur in Burgjoß, vor allem aber der Erfinder der hiesigen Energiewende. Das abgelegene 700-Seelen-Nest wird von dem riesigen Ofen beheizt, vor dem Kleespies den Besuchern seine Powerpoint-Folien erläutert. Betrieben wird der Ofen mit Holzhackschnitzeln. Die gibt es im Spessart haufenweise, sobald Bäume fallen. Gebaut hat das Ganze eine Genossenschaft, der fast der ganze Ort angehört.

Und warum dieses Riesenprojekt? „Wir wollten weg vom Öl“, sagt Kurt Kleespies. „Öl ist endlich, Gas auch, sogar Uran.“ Klaus Kleespies, muss man dazu wissen, ist ein älterer Herr mit beigem Anorak, das schüttere Haar leicht zur Tolle hochtoupiert. Stünde er nicht vor diesem Ofen, man würde ihn glatt für einen dieser CDU-Männer halten, die der Atomkraft nachtrauern und den alten Zeiten. Doch selbst hier oben im Spessart, halberwegs zwischen Linsengericht und Mittelsinn, sind die Schwarzen neuerdings irgendwie anders schwarz. Tauber sagt weiter nichts dazu, lächelt aber.

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