zum Hauptinhalt

Politik: Neues Holocaust-Museum eingeweiht

In Anwesenheit von Staatsgästen aus rund 40 Ländern ist in Jerusalem das neue Holocaust-Museum eingeweiht worden. Bundesaußenminister Joschka Fischer sprach von einem "besonderen Tag" und bekräftigte die moralische Verantwortung Deutschlands.

Jerusalem (15.03.2005, 21:44 Uhr) - Bei eisiger Kälte und zum durchdringenden Ton eines Widderhorns durchschnitt Israels Präsident Mosche Katsav ein blau-weißes Band und führte die Ehrengäste, unter ihnen Bundesaußenminister Joschka Fischer und UN-Generalsekretär Kofi Annan, durch die Anlage. Eingeladen waren auch Überlebende des Holocaust.

Für die Deutschen sei die Erinnerung an die Schoah (Judenvernichtung) «eine Konfrontation mit dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte», hatte Fischer zuvor nach einem Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Silwan Schalom erklärt. «Dies ist ein bewegender Tag.» Kofi Annan sagte bei der Einweihung, wenn die Vereinten Nationen nicht an vorderster Front gegen Antisemitismus und andere Formen des Rassismus kämpften, würden sie ihre Geschichte verleugnen: «Unsere dringendste Aufgabe ist sicherzustellen, dass ein solcher Horror niemals und nirgendwo wieder passiert.» Präsident Katsav rief den Gästen zu: «Die heutige Zusammenkunft ist eine Verpflichtung von Ihnen, den Führern der Welt, unsere moralischen Werte und die Werte der menschlichen Rasse zu hüten.»

Außenminister Schalom betonte die besondere Rolle Fischers als Freund Israels und Vertreter Deutschlands bei den Eröffnungsfeiern. Fischer sprach von einem «besonderen Tag» und bekräftigte die moralische Verantwortung Deutschlands für den Holocaust.

Er äußerte sich zugleich optimistisch über die Chancen einer Wiederbelebung des Nahost-Friedensprozesses. «Es herrscht eine neue Atmosphäre», sagte er nach dem Gespräch mit Schalom. Beide Seiten müssten sich nun um eine rasche Rückkehr an den Verhandlungstisch bemühen. An dem Existenzrecht Israels sei nicht zu rütteln. Am Vormittag hatte Fischer Israels Vize-Ministerpräsident Schimon Peres und Oppositionspolitiker getroffen.

Der Nobelpreisträger und Holocaust-Überlebende Elie Wiesel äußerte am Dienstag Verständnis für die Schwierigkeiten junger Deutscher in der Auseinandersetzung mit der dunklen Geschichte. Sie seien nicht verantwortlich für den Holocaust, wohl aber für das Gedenken daran.

Das Museum auf dem Gelände der Jad Vaschem-Gedenkstätte wurde nach über zehnjähriger Planungs- und Bauzeit rechtzeitig zum 60. Jahrestag des Kriegsendes fertiggestellt. Es ist vier Mal größer als das bisherige Museum und will mit modernster Museumstechnik, gefilmten Erinnerungen von Überlebenden und Original-Ausstellungsstücken nicht nur den Verstand, sondern auch die Gefühle der Besucher erreichen.

Zur Eröffnung am Abend waren etwa 2000 internationale Gäste geladen. Nach Angaben des israelischen Außenministeriums waren zuletzt beim Begräbnis des vor über neun Jahren ermordeten Ministerpräsidenten Izchak Rabin so viele ausländische Gäste in Israel. In Jerusalem herrschten außergewöhnlich strenge Sicherheitsmaßnahmen. Auf den Dächern waren Scharfschützen postiert, an allen Straßenkreuzungen im Stadtzentrum wachten Sicherheitskräfte. (tso) ()

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false