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Politik: Neumann macht Schluss in Bremen Bundesminister gibt nach 29 Jahren CDU-Vorsitz ab

Bremen - „Bernd Neumann“ und „Bremer CDU-Chef“ – diese Wörter schienen bisher so unzertrennlich wie „Castrop“ und „Rauxel“. Doch damit ist es nun vorbei: Nach fast 29 Jahren stellt sich der dienstälteste CDU-Landesvorsitzende an diesem Samstag nicht mehr zur Wiederwahl.

Bremen - „Bernd Neumann“ und „Bremer CDU-Chef“ – diese Wörter schienen bisher so unzertrennlich wie „Castrop“ und „Rauxel“. Doch damit ist es nun vorbei: Nach fast 29 Jahren stellt sich der dienstälteste CDU-Landesvorsitzende an diesem Samstag nicht mehr zur Wiederwahl. Nachdem Angela Merkel ihn 2005 zum Kulturstaatsminister gemacht hat, scheint er allmählich die Lust auf Provinztheater verloren zu haben. Um die Nachfolge des 66-Jährigen hätte es ein Hauen und Stechen geben können. Doch von mindestens drei Interessenten ist nur noch einer übrig geblieben: der erfolglose CDU-Spitzenkandidat der Bürgerschaftswahl 2007 und jetzige Fraktionschef Thomas Röwekamp. Jens Eckhoff, ein 2006 als Bau- und Umweltsenator zurückgetretener Neumann-Kritiker und Schwarz-Grün-Befürworter, rechnete sich bei den Parteitagsdelegierten offenbar zu geringe Siegchancen aus, ebenso wie Ex-Wirtschaftssenator Jörg Kastendiek. Der kandidiert jetzt als Vizechef.

Während Neumann den CDU-Landesverband mit straffer Hand regierte, pflegt Röwekamp einen kollegialeren und spontaneren Führungsstil. „Er will mehr Querdenker haben, mehr unterschiedliche Meinungen hören“, sagt ein Insider. Als Röwekamp nach der Wahl 2007 den Fraktionsvorsitz übernahm, habe er als eine seiner ersten Amtshandlungen den Knauf an seiner Bürotür abgeschraubt, um Offenheit zu demonstrieren. Wofür er politisch steht, ist manchmal nebulös. Als Innensenator (2003 bis 2007) gab er den harten Hund. Unvergessen, wie er einen – am Ende tödlichen – Brechmitteleinsatz gegen einen Drogen-Kleindealer verteidigte: „Schwerstverbrecher“ müssten nun mal „mit körperlichen Nachteilen“ rechnen. Kurz vor der Wahl 2007 dann der Schwenk: Plötzlich zeigte er sich von seiner sozialen Seite, was ihm allerdings kaum einer abnahm. Heute betreibt er eine Kampagne für die Erhaltung der Bremer Gymnasien, obwohl das rot-grüne Regierungsbündnis in absehbarer Zeit gar nicht deren Abschaffung plant.

Zum allgemeinen Erstaunen hielt sich Neumann weitgehend aus der Nachfolgersuche heraus. Dem Anhänger Helmut Kohls reicht es offenbar, wenn er am Samstag zum Ehrenvorsitzenden ernannt wird – ein extra für ihn eingeführter Titel. Verdient hat er ihn wohl, denn ohne den gewieften Haudegen hätte es die Bremer CDU vielleicht nicht geschafft, ab 1995 zwölf Jahre lang als Juniorpartner der SPD mitzuregieren (nachdem er selber von 1975 bis 1983 dreimal als CDU-Spitzenkandidat gescheitert war). Sein Nachfolger Röwekamp wird es nicht leicht haben, die Partei zusammenzuhalten. Schon lange kursieren Gerüchte, dass sich in Bremen eine neue Wählerinitiative gründen will, die besonders konservative Christdemokraten zum Übertritt verleiten könnte: Sie will angeblich die von Röwekamp vernachlässigte Wirtschaftspolitik zum Kernthema machen. Da werden Erinnerungen an die konservative SPD-Abspaltung „Arbeit für Bremen“ wach. Sie brachte 1995 auf Anhieb 10,7 Prozent der Wähler hinter sich. Allerdings verschwand sie nach vier Jahren weitgehend in der Versenkung. Eckhard Stengel

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