zum Hauptinhalt
163822_0_049abef1

© dpa

Neuwahlen: Premier Kaczynski hofft auf Unterstützung von Geistlichen

Die Kaczynskis haben der Kirche viel zu verdanken und suchen im Vorfeld der Neuwahlen im Oktober erneut deren Beistand. Doch Skandale und Vorwürfe trüben nun das Verhältnis.

Natürlich hat Jerzy Nowak eine Erklärung parat. „Rache“ sei es, was diese missgünstigen Journalisten bei ihrem Tun antreibe. Zu keiner Zeit habe er im kommunistischen Polen mit dem Geheimdienst zusammengearbeitet. Genau das aber wird in der neusten Ausgabe des Wochenmagazins „Wprost“ behauptet. Nowak: „Das ist kompletter Unsinn“, veröffentlicht, weil er einst einen kritischen Artikel über die Arbeitsweise von „Wprost“ geschrieben habe. Die Anhänger des populären Chefideologen des erzkonservativen Radiosenders Radio Maryja werden nach diesen Worten gläubig mit dem Kopf nicken, noch etwas enger zusammenrücken und eine Verschwörung vermuten, wie immer, wenn einer der ihren angegriffen wird.

Die Redakteure von „Wprost“ gelten für die Hörer des Senders sowieso als Boten des Teufels. Denn sie waren es, die vor einigen Wochen die verbalen Ausfälle des umstrittenen Radio-Maryja-Chefs Tadeusz Rydzyk an die Öffentlichkeit brachten. Vor Studenten seiner Hochschule hatte der 62-jährige Redemptoristen-Pater mit offensichtlichem Hang zum Antisemitismus über die „jüdische Lobby“ gewettert, die den polnischen Staat und dessen Präsidenten Lech Kaczynski fest im Griff habe. Und weil er gerade so in Fahrt war, bezeichnete er Maria, die Gattin des Präsidenten als „Hexe“, da sie sich für die Liberalisierung des äußert rigiden polnischen Abtreibungsrechts einsetzt.

Manch einer vermutete danach schon das Ende Rydzyks, doch zeigte sich in dieser Situation, über wie viel Macht der Mann verfügt. Die Staatsanwaltschaft befand den Priester für „nicht schuldig“ und die Bischofskonferenz rang sich nicht einmal zu einer Rüge durch. Selbst der beleidigte Präsident hielt sich auffallend zurück, weiß er doch ganz genau, welche Rolle das Medienimperium Rydzyks mit Fernsehsender, Radiostation und eigenen Zeitungen in der polnischen Politik spielt. Den Sieg bei den Wahlen im Jahr 2005 haben die Kaczynski-Brüder und ihre national-konservative Partei Recht und Gerechtigkeit zu einem großen Teil auch dem großzügigen multimedialen Einsatz des Paters zu verdanken. Jaroslaw Kaczynski war von der Kampagne so beeindruckt, dass er nach seinem Sieg Rydzyk öffentlich für dessen Unterstützung dankte.

Natürlich hofft der Premier für die vorgezogenen Wahlen am 21. Oktober wieder auf den Beistand des Geistlichen. Dies wird aber bei vielen Verantwortlichen in der katholischen Kirche mit großer Sorge gesehen. Also wagte der Erzbischof von Krakau, Kardinal Stanislaw Dziwisz, einen Vorstoß und verlangte die Absetzung des selbstherrlichen Senderchefs. Der Vorwurf ist gewaltig: Rydzyk gefährde die Einheit der Kirche in Polen. Es gehe nicht allein um die Person des umstrittenen Paters, wandte sich der Kardinal warnend an seine Glaubensbrüder, sondern „um unsere Verantwortung für die Seelsorge, über die die Bischöfe allmählich die Kontrolle verlieren und die in andere Hände gerät“.

Doch die Bischöfe sind sich nicht einig, wie sie mit Tadeusz Rydzyk und seinem Medienimperium umgehen sollen. Einzige Reaktion des Episkopats auf dessen umstrittenes Tun war in diesen Tagen die Aufforderung an drei Bischöfe, einen Brief an den Generaloberen der Redemptoristen zu verfassen. Einen Fürsprecher aber weiß der mächtige Pater gerade in schweren Zeiten an seiner Seite: Premier Jaroslaw Kaczynski. Der verteidigte den Kirchenmann ungewohnt vehement. Radio Maryja habe „die polnische Kirche gestärkt den polnischen Katholizismus aktiviert und die Bürgerrechte einer großen Gruppe von Polen wiederhergestellt“.

Knut Krohn[Warschau]

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false