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Olaf Glaeseker.

© picture-alliance/ dpa

Niedersachsen: Neue Enthüllungen um Wulffs Ex-Sprecher

Zigarren, Tüten, Nebenkosten: Olaf Glaeseker warb offenbar noch umfangreicher für die Promi-Fete "Nord-Süd-Dialog" als bisher bekannt. Dafür soll er belohnt worden sein.

Neue Details zur Rolle des ehemaligen niedersächsischen Regierungssprechers Olaf Glaeseker bei der Vorbereitung der Prominententreffs Nord-Süd-Dialog deuten auf eine frühe starke Beteiligung der Staatskanzlei von Ex-Ministerpräsident Christian Wulff an den umstrittenen Veranstaltungen hin. Aus E-Mails, die dem Tagesspiegel vorliegen, ergibt sich, dass der Wulff-Vertraute Glaeseker schon 2008 beim Nord-Süd-Dialog in Stuttgart kräftig mitgemischt hat. Er war demnach an den Verhandlungen um Sponsorengelder und Sachleistungen für die vom privaten Partymanager Manfred Schmidt organisierte Promi-Veranstaltung am 17. Dezember 2008 beteiligt.

Sogar um das leibliche Wohl von Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking kümmerte er sich persönlich. „Lieber Herr Glaeseker, wir haben noch eine kleine Info zur Cigar-Lounge, die wir mitunter sponsern“, schrieb am 27. November 2008 die Porsche-Pressestelle an die Staatskanzlei in Hannover. „Könnte man die dann u. a. mit den Marken Monte Christo, Edmundo, Davidoff, Perfecto mit dabeihaben. Denn diese Zigarrensorten sind die Empfehlung von Herrn Dr. Wiedeking, der sie selbst auch sehr gerne raucht.“ Gut zwei Stunden später reagierte Glaeseker und fragte nach dem „Ansprechpartner für den Veranstalter“. Dieser werde dann „die Details gerne abklären“.

Auch angebliche Missverständnisse mit zahlungskräftigen Sponsoren für die Party in Baden-Württemberg sollte der niedersächsische Staatssekretär ausräumen. Der Finanzdienstleister AWD war damals offenbar nicht bereit, den zunächst zugesagten Beitrag von 35 000 Euro für die Präsentation des Unternehmens auf 50 000 Euro zu erhöhen. Das entsprechende Schreiben leitete eine Mitarbeiterin von Schmidt an Glaeseker weiter mit der Bitte: „Könntest Du Dich netterweise noch einmal einschalten und mich informieren?“ AWD ließ sich allerdings nicht erweichen.

Fotostrecke: Die Wulff-Affäre

Mehr Erfolg hatte der Staatssekretär bei dem niedersächsischen Naturkosmetikhersteller Lavera. Glaeseker lud dessen Chef von seiner dienstlichen Mail-Adresse aus ein. „Haben Sie Interesse, bei diesem hochkarätigen Event die Give-away-Tüte wieder mit einem Produkt aus Ihrem Hause zu bestücken?“, fragte Glaeseker. „Ich würde mich in diesem Fall für Sie verwenden.“ Der Geschäftsführer ließ zwar seine persönliche Teilnahme absagen, sicherte aber Produktproben zu. „Lavera ist dabei bei der Give-away- Tüte“, meldete Glaeseker an das Schmidt-Büro. „Bestellt mal lieber ein paar über den Durst. Verwendung haben wir dafür immer.“

Die CDU/FDP-Landesregierung will heute über diese Vorgänge nichts mehr wissen. „Dazu ist in der Niedersächsischen Staatskanzlei nichts aktenkundig oder bekannt“, teilte ein Sprecher mit. 2007 in Hannover, 2008 in Stuttgart, 2009 wieder in Hannover: Mit dem Nord-Süd-Dialog wollten sich die Länder Niedersachsen und Baden-Württemberg als weltoffen und innovativ präsentieren, die CDU-Ministerpräsidenten Christian Wulff und Günther Oettinger ihr Image aufpolieren. Dass die Promi-Aufmärsche eigentlich Privatveranstaltungen des Eventmanagers Manfred Schmidt waren, der daran bestens verdiente, blieb vielen Teilnehmern und Gästen verborgen.

Das „hohe Engagement“ von Wulff und Glaeseker habe Schmidt einen „nicht unbeträchtlichen Überschuss“ ermöglicht, hat der niedersächsische Landesrechnungshof jetzt in einem Prüfbericht über das Treffen 2009 festgestellt. Schmidt soll dabei dem Vernehmen nach einen Gewinn von rund 300 000 Euro erzielt haben.

Die Staatsanwaltschaft Hannover ermittelt gegen Glaeseker wegen Vorteilsnahme und gegen Schmidt wegen Vorteilsgewährung. Der Wulff-Sprecher sei für seine Organisationshilfe vom Partymanager mit kostenlosen Luxusurlauben belohnt worden, so der Vorwurf. Dazu wollen die Ermittler auch Wulff vernehmen. „Der Rechnungshofbericht ist für die laufenden Ermittlungen von großem Interesse“, erklärte Oberstaatsanwalt Hans- Jürgen Lendeckel. Zu den Ergebnissen des Berichts gehört auch, dass der Airport Hannover, der zu 35 Prozent dem Land gehört, 2009 auf Miete für die Party verzichtet und Nebenkosten Schmidt nur unzureichend in Rechnung gestellt hat.

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