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Nigeria: Polizei erschießt Rebellenanführer im Gefängnis

Mohammed Yusuf war Chef einer Sekte, die in Nigeria für die Scharia kämpft. Die Polizei erschoss ihn nach einem Verhör.

Seit Tagen hatten die Anhänger der Sekte Boko Haram in mehreren nigerianischen Bundesstaaten gewaltsam für die landesweite Einführung islamischen Rechts gekämpft. Jetzt hat die Polizei den Anführer Mohammed Yusuf im Gefängnis erschossen. Dies teilte ein Polizeisprecher am Donnerstagabend in der Stadt Maiduguri mit, ohne die Umstände des Todes näher zu erläutern. Örtliche Medien berichteten unter Berufung auf Polizeikreise, dass Yusuf angeblich bei einem Fluchtversuch erschossen worden sei. Der 39-jährige Rebellenanführer war erst wenige Stunden zuvor festgenommen worden.

Auf einem Polizeivideo, das mehreren Journalisten gezeigt wurde, war zunächst ein Geständnis von Yusuf zu sehen. "Wenig später sah man ihn auf dem Video, wie er erschossen wurde... Sie zeigten seine Leiche", sagte ein BBC-Korrespondent. Die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch erklärte in New York, es sei schockierend, dass der Rebellenanführer ohne jegliche Verurteilung von der Polizei hingerichtet worden sei.

Die Islamisten-Gruppe will die Scharia im bevölkerungsreichsten Land Afrikas einführen und orientiert sich dabei an der afghanischen Taliban-Bewegung. Am Donnerstag stürmte die Armee eine Moschee in Maiduguri, in der sich die Islamisten zuletzt verschanzt hatten. Die Aufständischen seien daraufhin aus der Stadt geflohen, teilten die Sicherheitskräfte mit.

Die Auseinandersetzungen hatten am vergangenen Wochenende mit Angriffen auf Polizeistationen begonnen und fünf Bundesstaaten erfasst. Seitdem sollen Hunderte Menschen dabei ums Leben gekommen sein. Auf den Straßen lägen Leichen. Einige der toten Kämpfer sollen aus den Nachbarländern Niger und Tschad stammen. Nach nigerianischen Presseberichten sind bis zu 10.000 Menschen auf der Flucht vor der Gewalt. Da auch die Geschäfte geschlossen oder verlassen wurden, wird die Versorgung mit Lebensmitteln knapp.

In den anderen Städten war die Lage nach Polizeiangaben bereits am Mittwoch wieder unter Kontrolle. Präsident Umaru Yar'Adua hatte ein hartes Vorgehen gegen die Islamisten gefordert, denen er vorwarf, einen "heiligen Krieg" führen zu wollen.

Wie die Zeitung This Day berichtete, wurde auch Yusufs Stellvertreter bei den Kämpfen festgenommen. Bisher gilt die Scharia nur in etwa einem Dutzend mehrheitlich von Muslimen bewohnten Bundesstaaten.

Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, Reuters, bm

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