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Fred Warmbier, der Vater von Otto Warmbier, bei einer Pressekonferenz in Cincinnati.

© Bill Pugliano/Getty Images/AFP

Nordkorea: US-Student erlitt in Haft „neurologische Verletzung“

Otto Warmbier geht es laut Aussage seines Vaters "nicht gut". Nordkorea behauptet, man habe den Studenten aus "humanitären Gründen" freigelassen.

Der von Nordkorea freigelassene US-Student Otto Warmbier hat nach Darstellung seiner Ärzte schwere Gehirnverletzungen erlitten. Der 22-Jährige habe in allen Bereichen seines Gehirns großflächige Schäden am Hirngewebe davongetragen, erklärte der Mediziner Daniel Kanter auf einer Pressekonferenz. Der Student befinde sich in einem Zustand „reaktionsloser Wachheit“. Er könne seine Augen öffnen und blinzeln. Es gebe aber keinerlei Anzeichen dafür, dass er auf Sprache oder Aufforderungen reagiere, sagte Kanter in Cincinnati im Bundesstaat Ohio, wo der 22-Jährige behandelt wird.

Warmbier war im Januar 2016 in Nordkorea festgenommen und im März zu 15 Jahren Straflager verurteilt worden. Davon verbrachte er 17 Monate in Nordkorea, ehe er am Dienstag im Koma liegend in die USA zurückgebracht wurde. Vorausgegangen waren intensive diplomatische Bemühungen von US-Außenminister Rex Tillerson und dem schwedischen Außenministerium, das die Interessen der USA in Nordkorea vertritt. Zuletzt reiste der Sondergesandte für Nordkorea des US-Außenamts, Joseph Yun, nach Pjöngjang. Yun habe den Studenten der Universität Virginia nach Hause begleitet, sagte US-Vize-Außenminister Thomas Shannon vor Reportern in Seoul am Mittwoch.

Warmbier soll seit fast 15 Monaten im Koma liegen

Warmbier wurden Straftaten gegen den nordkoreanischen Staat vorgeworfen. Konkret soll er in einem Hotel ein Plakat von der Wand genommen haben, um es zu stehlen. Die Familie hält das für vorgeschoben.

Die Eltern hätten vor einer Woche erfahren, dass ihr Sohn seit fast 15 Monaten im Koma liegt. Die Begründung der nordkoreanischen Seite, er sei an Botulismus erkrankt und nach Einnahme einer Schlaftablette nicht mehr aufgewacht, hält der Vater für nicht glaubwürdig. „Daran glauben wir nicht“, sagte er. Sein Sohn habe unter einem „brutalen, terroristischen Regime“ gelitten, sagte Fred Warmbier. „Keine andere Familie sollte das erleiden, was den Warmbiers zustieß“, betonte er weiter.

Die staatliche Nachrichtenagentur Nordkoreas stellt den Fall etwas anders dar: Man habe den US-Studenten aus "humanitären Gründen" freigelassen. Otto Frederick Warmbier sei am Dienstag nach Hause geschickt worden, nachdem ein entsprechendes Gerichtsurteil ergangen sei, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag.

In Nordkorea wurden in den vergangenen Jahren wiederholt Ausländer festgenommen, zu langjährigen Haftstrafen verurteilt und dann nach Gegenleistungen ausländischer Regierungen freigelassen. Häufig versucht Pjöngjang, die Gefangenen als Faustpfand in Verhandlungen einzusetzen. (dpa/AFP)

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