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Tausende Flüchtlinge harren bei großer Hitze und katastrophalen Bedingungen auf der Insel Kos aus.

© AFP / ANGELOS TZORTZINIS

Notlage auf Insel Kos: Griechenland schickt Hotelschiff für Flüchtlinge

Die Lage auf der Insel Kos bleibt angespannt. Ein Teil der Flüchtlinge, die dort teilweise seit Wochen ausharren, soll auf einem Hotelschiff untergebracht werden. Grünen-Politikerin Claudia Roth bezeichnet die Situation als beschämend.

Nach Zusammenstößen zwischen Polizei und Flüchtlingen auf der griechischen Urlaubsinsel Kos will Athen die Lage mit einem Hotelschiff entschärfen sowie zusätzliche Verwaltungsbeamte und Sicherheitskräfte entsenden. Das Hotelschiff habe Platz für 2500 Menschen und werde "umgehend" auf den Weg gebracht, teilte die Regierung am Mittwoch mit. Die Grünen-Politikerin Claudia Roth berichtete nach einem Besuch vor Ort, in Kos herrsche das "totale Chaos".

Am Dienstag hatten Polizisten eine Gruppe Flüchtlinge mit Schlagstöcken und Feuerlöschern in Schach gehalten, die aus einem Fußballstadion zu einer Polizeiwache vordringen wollten, um sich dort registrieren zu lassen. Die Migranten hatten nach ihrer Überfahrt aus der Türkei teils mehrere Wochen an den Stränden und auf den Straßen der Insel übernachtet und mussten nun in dem Fußballstadion unter brütender Hitze weiter ausharren. Bürgermeister Giorgos Kiritsis hatte gewarnt, es drohe "Blut zu fließen".

Rund 40 Bereitschaftspolizisten seien schon eingetroffen, weitere Einheiten würden von anderen Inseln der Ägäis nach Kos verlegt, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Nach Regierungsangaben aus Athen soll das Hotelschiff den Flüchtlingen nicht nur als Herberge dienen, sie sollen dort auch registriert werden, damit ihre Umverteilung in reguläre Aufnahmezentren beschleunigt werde. Bürgermeister Kiritsis registrierte am Mittwoch schon eine leichte "Beruhigung", auch wenn die Situation "angespannt" bleibe. Bis Freitag solle es gelingen, alle Ankömmlinge aufs Festland zu bringen.

"Ich habe mich so geschämt, dass so etwas mitten in Europa vorkommt"

Roth erhob gegen den Rathauschef schwere Vorwürfe. "Er scheint zu glauben, wenn er die Flüchtlinge nur möglichst wenig menschlich behandelt, dann gehen sie schneller wieder weg", sagte sie "Focus online". Es gebe für die Flüchtlinge auf Kos kein Wasser, kein Essen, keine Elektrizität, keine funktionierenden Toiletten. "Ich habe mich so geschämt, dass so etwas mitten in Europa vorkommt."

Die Behörden der kleinen Ägäis-Insel nahe der türkischen Küste sind seit Wochen mit der hohen Zahl der Flüchtlinge überfordert. Erst am Montag war ein Polizist suspendiert worden, der dabei gefilmt worden war, wie er einen Flüchtling ohrfeigte, der näher als erwünscht an die Polizeiwache herangekommen war.

Derzeit sind 7000 Flüchtlinge auf der 30.000-Einwohner-Insel. Die meisten wollen weiter nach Athen, bevor sie versuchen, andere EU-Länder zu erreichen. Ministerpräsident Alexis Tsipras hatte vergangene Woche die EU zu Hilfe gerufen, da Griechenland angesichts des Ansturms überfordert sei. Am Donnerstag will EU-Binnenkommissar Dimitris Avramopoulos einer Krisensitzung in Athen vorsitzen, wie er am Mittwoch mitteilte. Nach UN-Angaben trafen seit Jahresbeginn in dem pleitebedrohten Staat 124.000 Flüchtlinge ein. (AFP)

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