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Politik: NSA späht mit Cookies

US-Geheimdienst nutzt Mittel der Werbeindustrie Bundesanwaltschaft: Bisher kein Anlass zu ermitteln.

Berlin/Washington - Der US-Geheimdienst NSA hängt sich beim Sammeln von Daten über Internetnutzer offenbar an die Fersen der Online-Werbeindustrie. Die NSA nutze Informationen aus Textdateien („Cookies“), die Nutzer online identifizieren, berichtete die „Washington Post“. Besonders ein bestimmtes Cookie des Suchmaschinenkonzerns Google sei von Interesse. Wie genau der Geheimdienst an die Daten kommt, bleibe in den Dokumenten des ehemaligen Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden unklar, schreibt die Zeitung.

Cookies sind kleine Textdateien, die von Websites auf Rechnern, Tablets und Smartphones gespeichert werden, um die Anwender beim nächsten Besuch wiedererkennen zu können. Die NSA nutzt der „Washington Post“ zufolge die Daten unter anderem, um den Aufenthaltsort von Zielpersonen herauszufinden. Außerdem würden die Informationen über das Surfverhalten genutzt, um Personen gezielt mit Schadsoftware anzugreifen. Als besonders praktisch habe sich dabei ein Cookie von Google mit dem Namen „PREF“ erwiesen, schreibt die Zeitung. In der Textdatei von Google würden zwar keine Namen oder E-Mail-Adressen gespeichert. Über eine Information in dem Cookie könnten die Websites allerdings den Browser einer Person eindeutig identifizieren.

Generalbundesanwalt Harald Range hat bisher kein Ermittlungsverfahren wegen der mutmaßlichen Spionageaffäre der NSA eingeleitet. Als Grund nannte der oberste deutsche Ermittler am Mittwoch, dass die Vorwürfe über eine flächendeckende Datenabschöpfung durch den amerikanischen und britischen Geheimdienst noch nicht hinreichend belegt seien. Einige in den Medien erhobene Vorwürfe hätten sich als unzutreffend erwiesen. Nur bei einer gesicherten Tatsachengrundlage könne ein Anfangsverdacht bejaht werden.

Range betonte, dass er die von Edward Snowden bekannt gemachten Vorgänge „von Anfang an sehr ernst genommen“ habe. Es gebe bisher aber keine konkreten Anhaltspunkte dafür, dass die NSA oder der britische Geheimdienst GCHQ „den deutschen Telefon- oder Internetverkehr systematisch überwacht haben“. Das gelte auch für die Internetknotenpunkte in Deutschland. Anders als in den Medien berichtet, seien vom Knotenpunkt Aibling aus nicht Millionen deutscher Bürger ausgespäht worden. Vielmehr handele es sich um vom deutschen Auslandsnachrichtendienst rechtmäßig erhobene Daten. Sie stammten aus einer Fernmeldeüberwachung des deutschen Geheimdienstes in Afghanistan. Dies hatte Kanzleramtsminister Ronald Pofalla (CDU) öffentlich erklärt. Range sagte, er habe keinerlei Anlass, an diesen Angaben zu zweifeln. Auch bei dem Dokument, welches das Abhören des Handys der Bundeskanzlerin belegen soll, müsse erst geklärt werden, „von wem es stammt und ob es authentisch und inhaltlich plausibel ist“. ukn/dpa

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