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NSU-Prozess: Abgeschreckt nach dem ersten Tag

Die Ombudsfrau der Bundesregierung für die Angehörigen der NSU-Opfer, Barbara John, befürchtet, dass sich einige Nebenkläger vom ersten Prozesstag abgeschreckt fühlen und nicht wieder nach München fahren.

Der erste Prozesstag war für die Angehörigen der NSU-Opfer abschreckend. „Es war für alle eine große Belastung, und viele hatten das Gefühl, als Nebenkläger nicht besonders ernst genommen zu werden“, sagte die Ombudsfrau der Bundesregierung, Barbara John. Vor allem die räumliche Situation sei für viele kaum auszuhalten gewesen. „Der Saal ist eng, klein und die Luft extrem stickig“, sagte John. Einige Angehörige mussten die Zuschauertribüne verlassen, um medizinisch versorgt zu werden.

Rund 25 der über 70 Nebenkläger waren am Montag vor Ort. Eingestellt hatten sie sich auf drei Verhandlungstage. Dafür hatten Sie Urlaub genommen, Kinderbetreuung organisiert, auch die Versorgung von pflegebedürftigen Eltern geregelt. Spartickets hatten sie für die Bahnfahrt gekauft, die nicht flexibel einsetzbar sind. Durch die Unterbrechung des Prozesses ist das obsolet. Es muss wieder neu geplant werden. „Durch den ersten Tag und die Bedingungen, die geherrscht haben, fühlen sich einige leider vergrault“, sagte John. Es sei unklar, ob und wie viele den Prozess weiter verfolgen würden. „Das wäre aber ein falsches Signal, denn dieser Prozess ist für die Angehörigen wichtig.“ Die Unterbrechung wird weitere Kosten verursachen. Wie damit verfahren werde, sei noch unklar. Das Gericht, sagte John, habe die Unterbrechung zu verantworten, nicht die Nebenkläger. Ihrer Meinung wäre es möglich gewesen, fortzufahren.

Besonderen Anstoß haben die Angehörigen am Auftreten der Hauptangeklagten Beate Zschäpe genommen. Sie habe sich verhalten, als gehe sie das alles nichts an. „Das war für viele eine Herausforderung, die sie kaum ausgehalten haben“, sagte John. Verstärkt worden sei der Eindruck dadurch, dass es nicht mal zur Verlesung der Anklageschrift gekommen war. „Dadurch wurden die Taten nicht in die Gegenwart geholt und die Anwesenheit Zschäpes erklärte sich nicht“, sagte John.

Ein Nebenkläger zeigte sich auch von der Tatsache brüskiert, dass in dem Gerichtssaal ein großes, braunes Kruzifix hing. Möglicherweise werde demnächst auch ein Antrag gestellt, dieses abzunehmen. Allerdings, sagte John, sei das gerade bei den Familien der Opfer kein großes Thema gewesen.

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