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Nukleartechnik: Deutscher in Atomschmuggel-Prozess geständig

In Südafrika waren heute die Angeklagten um den Schmuggel von Atomtechnik für Libyen vor Gericht. Der als Drahtzieher gehandelte 68-jährige Deutsche war geständig. Er soll ein Bauteil für das libysche Atomwaffenprogramm vermittelt haben.

Knapp ein Jahr nach dem Ende des weltweit ersten Prozesses um einen mutmaßlichen Schmuggel von Nukleartechnik für Libyen - in Mannheim - folgte der Paukenschlag bei einem Folgeprozess am Kap. Im Gegenzug für eine milde Strafe zeigte sich der angeklagte deutsche Geschäftsmann nicht nur geständig, sondern sagte auch volle Kooperation mit deutschen und südafrikanischen Behörden zu. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer Neuauflage des 2006 in Mannheim geplatzten Prozesses gegen einen anderen deutschen Manager. Denn der wurde im fernen Pretoria von seinem Ex-Geschäftspartner belastet, mit einem in Dubai ansässigen Sri Lanker sowohl Libyen als auch Pakistan zu Atomtechnologie verholfen zu haben.

Im Verfahren in Pretoria ging es um einen seit 1966 in Südafrika lebenden deutschen Maschinenbau-Ingenieur, der dort eine Firma für Vakuumtechnik betrieb und als Zulieferer einst ins Atomprogramm des Apartheidstaats eingebunden war. Er stand mit seinem Schweizer Ex-Mitarbeiter in Verdacht, ins weltweite Beschaffungsnetzwerk des Pakistaners Abdul Quadir Khan verwickelt gewesen zu sein. Der gilt als "Vater der pakistanischen Atombombe" - ein Dunkelmann mit wissenschaftlichem Hintergrund und guten internationalen Verbindungen.

Geständnis erspart Behörden hohe Kosten  

Die Angeklagten in Südafrika sollen ein Bauteil für das inzwischen beendete libysche Atomwaffenprogramm vermittelt und koordiniert haben. Der 68-jährige Deutsche ersparte dem südafrikanischen Staat mit seinem Geständnis einen Prozess, der angesichts der schwierigen Beweislage langwierig und extrem kostspielig hätte werden können. Die Ermittlungen im Vorfeld des Prozesses waren bereits äußerst aufwändig und spannten sich über mehrere Kontinente.

Der Prozessausgang in Südafrika dürfte auch bei den Behörden in der Schweiz und Deutschland mit großem Interesse verfolgt worden sein. Die südafrikanischen Behörden hatten erfolglos versucht, den Prozess weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen. Sie befürchteten, es könnten zu viele geheime Informationen und Hintermänner öffentlich bekannt werden. Der 68-jährige Deutsche gab vor Gericht zu, seine Aktivitäten auch dann noch fortgesetzt zu haben, nachdem er Khan als Hintermann des Auftrags identifiziert hatte. Der Hersteller des "kompakten Rohrsystems", das sich später als Bauteil für die Hochanreicherung von Uran herausstellte, genoss als Zeuge der Anklage Straffreiheit. Dem krebskranken Schweizer Ingenieur, der sich demnächst einer Operation unterziehen muss, soll nun am 21. September in Abwesenheit der Prozess gemacht werden. (mit dpa)

Ralf E. Krüger[dpa]

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