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Politik: Nur Nieten

Foto: Rückeis / Montage: DP HINTER DEN LINDEN Heute loben wir die Politiker. Wir loben sie mal ausnahmsweise nicht für ihre Politik, da halten das Lobenswerte und das Verdammenswerte bekanntermaßen eine prekäre Balance.

Foto: Rückeis / Montage: DP

HINTER DEN LINDEN

Heute loben wir die Politiker. Wir loben sie mal ausnahmsweise nicht für ihre Politik, da halten das Lobenswerte und das Verdammenswerte bekanntermaßen eine prekäre Balance. Nein, wir loben die Politiker für ihre Großzügigkeit. Zumindest die, die großzügig sind. Also. Nach der Kabinettsklausur in Neuhardenberg, als die Bundesregierung den Rubikon ins gelobte Reform- und Steuersenkungsland überschritt (oder dies zumindest ankündigte), nach Neuhardenberg also wies der Kanzler seine Minister an, pro Nase 50 Euro Trinkgeld für das Personal dazulassen, das die Rot-Grünen das Wochenende über versorgt hatte. Ist das nun großzügig? Über Zahlen kann man bekanntlich streiten. Unbestritten ist, dass es auch numerisch nicht messbare Großzügigkeit gibt. Heidemarie Wieczorek-Zeul, die Entwicklungsministerin, erwarb neulich bei einem Sommerfest eine Hand voll Lose für die Tombola, konnte dann aber nicht bis zur Ziehung der Gewinne dableiben. Kurzerhand schenkt sie die Lose einer jungen Bedienung.

So weit wir das beobachten konnten, muss es sich um eine Hand voll Nieten gehandelt haben. Auf der Siegerbühne erblickten wir die Bedienung später jedenfalls nicht. Also doch lieber das handfeste Trinkgeld? Als Rekordhalterin in Sachen Großzügigkeit gilt eine Politikerin, die weder deutsch noch aktiv ist. Madeleine Albright, Bill Clintons Außenministerin, hat als gebürtige Tschechin enge Kontakte zum alten und neuen Europa. Jüngst fiel sie hier auf, weil sie auf eine Rechnung 70 Prozent Trinkgeld drauflegte. 70 Prozent. Wenn das nicht großzügig ist. Vielleicht werden Trinkgelder umgekehrt proportional zum Einkommensteuersatz gegeben.

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