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Blick in die Santa-Marta-Favela in Rio

© Reuters

OECD-Bericht: Die Armen werden weiter ärmer

Für Arme ist auch das Ende der Krise kein Ende der Krise. Ihre Einkommen schrumpfen weiter, stellt die OECD fest. Besonders gefährdet sind junge Leute.

Arme fallen auch in den entwickelten Ländern der Erde immer weiter zurück. Wie aktuelle Daten der OECD zeigen, ist der Abstand zwischen Reich und Arm in der Krise noch größer geworden, die Einkommensverteilung sei "signifikant ungleicher als zuvor", schreiben die Forscher der OECD. Die OECD, die „Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“, vereint die 34 wirtschaftlich höchstentwickelten Länder der Welt, die meisten mit einem hohen Pro-Kopf-Einkommen.

Alter ist kein Armutsrisiko mehr

Den OECD-Zahlen zufolge hat auch die wirtschaftliche Erholung jenen nicht genützt, die nichts besitzen. Das ärmste Zehntel der Bevölkerung in den Industriestaaten verliert dennoch weiter oder seine Einkommen steigen weniger stark als die der reichsten zehn Prozent. Am schlimmsten ist die Lage demnach in den europäischen Krisenländern Spanien und Griechenland. Ein schon länger bekanntes Muster habe sich zudem in der Krise verfestigt: "Junge Leute haben die Alten als die Gruppe abgelöst, die das größte Armutsrisiko trägt", heißt es in dem Bericht, den die OECD am Donnerstag veröffentlichte. Diese Tendenz beobachtet die OECD bereits seit Mitte der 90er Jahre. Im Jahr 2011 - das letzte, für das ihr Daten vorliegen - hatte die ältere Generation erstmals das geringste Armutsrisiko. Es lag für die 66-75-Jährigen um 25 Prozent unter dem der Bevölkerung insgesamt.

Arme haben doppelt so hohe Verlust wie Reiche

In allen ihren Mitgliedsländern, so die OECD, hätten die untersten zehn Prozent zwischen 2007 und 2011 jährlich 1,6 Prozent ihres verfügbaren Einkommens verloren - wobei staatliche Transferleistungen und Steuerpolitik noch größere Härten abgefedert hätten. Damit seien ihre Verluste in der Krise im OECD-Schnitt doppelt so hoch gewesen wie die der oberen zehn Prozent. "Die Lasten waren nicht gleichmäßig verteilt", stellt der Text fest. Die ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung von Griechenland und Spanien mussten in den letzten Jahren sogar Verluste von 13 Prozent pro Jahr hinnehmen. Nur in den Niederlanden, Neuseeland und Portugal schrumpften die unteren Einkommen weniger als die oberen. Und in Ungarn, Italien und Griechenland fielen die staatlichen Hilfen in diesem Zeitraum sogar, statt wie in den übrigen Ländern zu steigen.

Kritik an deutschen Niedriglöhnen

Für Deutschland hatte die OECD schon in ihrem letzten Bericht den Anstieg des Niedriglohnsektors und die Zunahme befristeter Beschäftigung kritisiert. Weniger Arbeitslosigkeit habe nicht dazu geführt, dass das Armutsrisiko kleiner werde. 37 Prozent der deutschen Haushalte seien ganz ohne Vermögen - dies sei ein hoher Anteil. OECD-Generalsekretär Gurría lobte im Mai ausdrücklich die Einführung des Mindestlohns in Deutschland.

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