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Politik: Olympia geht vor

Leipzigs OB Tiefensee tritt nicht für die SPD bei der Sachsen-Wahl an

Wolfgang Tiefensee war am Montagabend unterwegs nach Berlin. Leipzigs Oberbürgermeister fuhr zu einer Konferenz des Städtetages. Zur großen Politik zieht es Tiefensee dennoch nicht. „Mein Platz ist in Leipzig“, sagte er ins Autotelefon. „Darum werde ich nicht als SPD-Spitzenkandidat für die sächsische Landtagswahl 2004 antreten.“ Tiefensee stellt damit seine politischen Ambitionen zurück. „Ich möchte mich auf die Olympia-Bewerbung konzentrieren“, sagte er dem Tagesspiegel. Sachsens SPD muss sich nun einen anderen Politiker suchen, der im kommenden Jahr gegen Ministerpräsident Georg Milbradt (CDU) antritt.

Eigentlich hatte sich Tiefensee seine Kandidatur bis Frühjahr offen halten wollen. Doch Konflikte zwischen ihm und Milbradt im Vorfeld der Wahl hatten mehr und mehr Leipzigs Bewerbung um Olympia 2012 überlagert. Sowohl Sachsen als auch Leipzig sind Gesellschafter der Bewerbung. „Es war Zeit für ein klärendes Wort“, sagte Tiefensee.

Zuletzt war der Druck auf den Oberbürgermeister gewachsen. Nach der Entlassung des Geschäftsführers Dirk Thärichen durch den olympischen Aufsichtsrat war Tiefensee in die Kritik geraten, da er trotz Stasi-Vorwürfen zunächst an Thärichen festhalten wollte. Milbradt griff dagegen konsequent durch. Auf sein Betreiben räumten sowohl der sächsische CDU-Generalsekretär Hermann Winkler als auch Milbradts Staatssekretär Wolfram Köhler ihre Plätze im olympischen Aufsichtsrat. Beides sollte nach CDU-Angaben der „Entpolitisierung der Bewerbung“ dienen – und Tiefensee unter Druck setzen, auch zu verzichten.

Dass Tiefensee tatsächlich nachgab, rief bei Christdemokraten Erleichterung hervor. „Im Sinne von Olympia war das überfällig“, sagte Winkler dem Tagesspiegel. Auch Köhler zeigte sich auf Nachfrage „positiv überrascht“. Der Chef des Nationalen Olympischen Komitees, Klaus Steinbach, meinte: „Das kann der Bewerbung um die Spiele nur gut tun.“ Sachsens SPD muss sich nun allerdings einen neuen Spitzenkandidaten suchen. Darüber wollen heute sächsische Sozialdemokraten mit der Parteispitze in Berlin beraten. Wolfgang Tiefensee ist auch dabei.

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