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Unter Beobachtung. Ein Kameramann filmt das angebliche Liebesnest des französischen Präsidenten Hollande in Paris.

© AFP

Frankreich: Opposition schlachtet Hollandes Liebesleben aus

Die angebliche Affäre des französischen Präsidenten François Hollande mit der Schauspielerin Julie Gayet liefert inzwischen auch Futter für die Opposition. Der Chef der konservativen Partei UMP, François Copé, spricht von einem "Desaster für das Ansehen des Präsidentenamtes“.

Schlechter konnte es für François Hollande nicht kommen. Wenn Frankreichs Präsident an diesem Dienstag seine seit langem geplante Pressekonferenz abhält, werden sich die im Elysée-Palast versammelten 500 Journalisten weniger für die wirtschaftspolitische Wende interessieren, die er in seiner Fernsehansprache zum neuen Jahr ankündigte. Von größerem Interesse dürfte seine von dem Magazin „Closer“ aufgedeckte Liebesaffäre mit der Schauspielerin Julie Gayet sein. Inzwischen hat die Affäre eine neue Dimension erreicht: Hollandes bisherige Lebensgefährtin Valérie Trierweiler, die von der Enthüllung schockiert war, musste am vergangenen Freitag ins Krankenhaus. In der Zeitung „Le Parisien“ war von einem depressiven Anfall der Première Dame die Rede, die im Präsidentenpalais über ein Büro mit eigenem Mitarbeiterstab verfügt. Damit reicht die Affäre über das rein Private hinaus und wirft Fragen zu Hollandes Ansehen als Präsident der Republik auf.

Offiziell hieß es, der Präsident habe während des Wochenendes gearbeitet und sich intensiv auf die Themen vorbereitet, zu denen er sich in der Pressekonferenz zu äußern beabsichtige. Unter anderem wird erwartet, dass Hollande den „Pakt für Verantwortung“ erläutern will, den er Frankreichs Unternehmen vorschlägt. Hollandes Programm sieht weniger bürokratischen Papierkram und mehr steuerliche Erleichterungen für die Betriebe vor. Gleichzeitig sollen Investitionen gefördert werden, um die in einer Rezession dümpelnde Wirtschaft Frankreichs wieder auf Kurs zu bringen.

Zu vermuten ist jedoch, dass die Frage, wie er sich zu seiner Affäre äußern soll, um Getuschel und Lästereien den Boden zu entziehen, dem sonst stets schlagfertigen Hollande einiges Kopfzerbrechen bereitet. In einer ersten Stellungnahme hatte der Elysée-Palast Respekt vor dem Privatleben des Präsidenten angemahnt. Doch nach anfänglichem Schweigen ist die konservative Opposition dazu übergegangen, den sozialistischen Präsidenten eben wegen dieses Privatlebens und den damit aufgeworfenen Fragen zu seiner Sicherheit vorzuführen. Die Affäre sei „ein Desaster für das Ansehen des Präsidentenamtes“, sagte François Copé, Chef der oppositionellen UMP.

Die Franzosen scheinen die Seitensprünge ihres Präsidenten gelassen zu nehmen. 77 Prozent meinten in einer Umfrage, das gehe sie nichts an. 13 Prozent gaben allerdings zu, dass Hollandes laut Umfragen ohnehin geringes Ansehen noch weiter gesunken sei. Fünf Prozent meinten dagegen, es sei gestiegen.

Unterdessen gewinnt die Affäre durch neue Enthüllungen Züge einer Schmierenkomödie. Die luxuriöse Wohnung, zu der sich Hollande von Sicherheitsbeamten zu den nächtlichen Rendezvous mit der Schauspielerin chauffieren ließ, liegt nur 165 Meter vom Elysée-Palast entfernt. Mieterin ist die Schauspielerin Emmanuelle H., eine Freundin von Julie Gayet. Neben dem Namen der Freundin steht auch der ihres früheren Gefährten auf dem Briefkasten, eines Schauspielerkollegen, der im vergangenen November wegen Zugehörigkeit zu einer korsischen Bande von Geldwäschern zu einer Gefängnisstrafe auf Bewährung verurteilt worden war. Der neue Gefährte von Emmanuelle H., der ebenfalls zum korsischen Milieu zählt, war im vergangenen Jahr in einen bewaffneten Überfall geraten.

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