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Eine Kühlbox für Spenderorgane: Wegen Manipulationsverdacht sitzt ein früherer Oberarzt jetzt in Untersuchungshaft.

© dpa

Organspende-Skandal: Justiz prüft 43 Regensburger Transplantationen

Seit fast sechs Monaten wird im Regensburger Transplantations-Skandal ermittelt. Aber es geht nicht nur um frisierte Patientendaten. Auch die Frage des versuchten Totschlags steht im Raum.

Im Organspende-Skandal prüft die Staatsanwaltschaft insgesamt 43 Lebertransplantationen am Universitätsklinikum Regensburg auf einen Manipulationsverdacht. Die Ermittlungen richten sich gegen einen früheren Oberarzt und Professor, der inzwischen wegen ähnlicher Vorwürfe in Göttingen in Untersuchungshaft sitzt. Dies hat die Staatsanwaltschaft in Regensburg am Montag zum Stand der Ermittlungen mitgeteilt, die Anfang August 2012 aufgenommen worden waren. Diese seien von Anfang an auch unter dem Gesichtspunkt des versuchten Totschlags geführt worden.

Der 45-Jährige war am vergangenen Freitag in Göttingen wegen Fluchtgefahr verhaftet worden. Dort wird ihm unter anderem versuchter Totschlag in mehreren Fällen vorgeworfen. Er soll falsche Daten seiner Patienten an die Vergabe-Organisation Eurotransplant gemeldet haben, damit diese schneller ein Spenderorgan bekamen. Als Folge hätten andere lebensbedrohlich erkrankte Patienten keine Spenderorgane bekommen und seien möglicherweise deshalb gestorben, heißt es bei den Ermittlern. Der Anwalt des Arztes hat die Vorwürfe gegen seinen Mandanten wiederholt zurückgewiesen.

Die Staatsanwaltschaft Regensburg habe ihre Ermittlungen gleichfalls von Anfang an auch unter dem Gesichtspunkt des versuchten Totschlags in einer noch nicht feststellbaren Anzahl von Fällen geführt und führe sie weiterhin unter diesem Gesichtspunkt, teilte die Behörde mit. Die Ermittlungen - auch wegen Verstößen gegen das Transplantationsgesetz, der Urkundenfälschung und der Ausstellung unrichtiger Gesundheitszeugnisse - seien allerdings noch nicht abgeschlossen. In Regensburg gebe es Hinweise auf gefälschte Patientendaten, aber es gebe keinerlei Hinweise, dass in irgendeiner Weise Geld geflossen sei, sagte Oberstaatsanwalt Wolfhard Meindl der Nachrichtenagentur dpa.

Die möglichen Manipulationsvorwürfe in Regensburg beziehen sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft auf die Jahre 2004 bis 2006. Dies mache die Ermittlungen mit Zeugenanhörung und Auswertung der Krankenakten schwieriger und langwieriger, als dies bei den zeitnäheren Vorfällen am Universitätsklinikum Göttingen aus den Jahren 2009 bis 2011 der Fall gewesen sei. (dpa)

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