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Gemeinsam in Europa. Bei der 5. Deutsch-Griechischen Versammlung schauten griechische Kommunalpolitiker, Vertreter aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft ihren Berliner Kollegen über die Schulter.

© picture alliance / dpa

Ortstermin bei der Deutsch-Griechischen Versammlung: Schöne Ideen – ohne Chance

100 griechische Bürgermeister, dazu Verwaltungsvertreter und Wissenschaftler sind nach Berlin gekommen. Aber was bringt der Austausch?

Austausch, Lerneffekte und Völkerfreundschaft – die Deutsch-Griechische Versammlung versucht seit 2009, beide Länder zumindest auf Gemeindeebene einander näherzubringen. Unter dem geradezu prophetischen Motto „Die Kommune durchbricht die Mauer der Krise“ fand jetzt in Berlin das fünfte Treffen statt. Gesprochen wurde über Ideen und Modelle etwa zur Abfallwirtschaft, in den Bereichen Energie und Start-ups. 100 griechische Bürgermeister, dazu Vertreter aus Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft sind an die Spree gekommen, um zu erfahren, wie die Berliner Verwaltung mit Müll und Wirtschaftsförderung umgeht.

Am Donnerstagnachmittag verteilt sich die Versammlung auf sechs Busse. Auf dem Programm stehen thematische „Study Tours“ zu Berliner Praxisbeispielen. Ein paar Dutzend Teilnehmer klettern in den Bus mit Fahrtziel „Soziale Kommune“: Wie beteiligt und integriert Berlin seine Migranten? Ein derzeit besonders berühmtes und unrühmliches Beispiel dafür wäre das Lageso, wo die Zustände seit dem Sommer skandalös sind und vor Kurzem sogar Sicherheitskräfte auf Flüchtlinge einschlugen. Doch wie es eben nicht funktioniert, wissen die griechischen Gäste schon aus eigener Erfahrung, und Besuchern zeigt man nun mal nicht den dreckigen Hinterhof.

Quartiersmanagement als Bindeglied - und Wohltäter

Erster Stopp: der Körner-Kiez in Neukölln. Zwei Mitarbeiterinnen des Quartiersmanagements berichten von ihren eigenen Migrationsgeschichten (Türkei und Ost-Berlin) und von den früheren Verhältnissen im Quartier, als man sich auf nächtlichen Straßen vielleicht nicht immer wohlfühlte. Durch das Konzept des Quartiersmanagements habe man Anwohner ansprechen und einbeziehen, Probleme besser erkennen und Lösungsvorschläge ausarbeiten können. Ein Quartiersmanagementbüro sei ein gutes Bindeglied zwischen Anwohnern und Verwaltung. Und ein bisschen auch Wohltäter: Von 2005 bis heute wurden 5,5 Millionen Euro für Projekte eingesetzt, erzählen die Frauen strahlend. Ein paar deutsche Teilnehmer stellen Verständnisfragen.

Die Griechen bleiben auffallend still. „Das sind tolle Projekte, aber für uns momentan purer Luxus“, bedauert Lefteris Papagiannakis beim anschließenden Spaziergang durch den Kiez, vorbei am Sportplatz, gefördert vom Quartiersmanagement. Seit einem Jahr ist das Athener Stadtratsmitglied der Ökologen/Grünen auch Leiter des kommunalen Integrationsrats für Migranten. „Integration geschieht fast nur durch ehrenamtliche Projekte – das ist wichtig, aber unsystematisch und meist politisch gefärbt.“ Ein Management könnte helfen, die Aktionen unter einen Schirm zu bringen. „Aber wir hätten nicht mal die Strukturen, um so etwas aufzubauen“, sagt Papagiannakis.

Integration Marke Eigenbau

Die Eingliederung von Migranten habe es in seiner Heimat bislang kaum gegeben. Albaner, die größte Einwanderergruppe, hätten sich quasi selbst integriert. Kleineren Gemeinschaften, etwa aus Eritrea, fiele das ungleich schwerer. Griechenland sei dieses Versäumnis bislang, das müsse er leider so sagen, relativ egal gewesen. Was nun werde, sollte die Flüchtlingskrise auch Griechenland viele neue Migranten in die Kommunen bringen, fragt er aufgebracht.

Kann Papagiannakis etwas vom Besuch mitnehmen? Er zuckt mit den Schultern. „Ideen, über die ich zumindest berichten kann.“ Der Austausch mit Berlin – für manche der griechischen Gäste wohl eher eine Kaffeefahrt der schönen Möglichkeiten.

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