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ORTSTERMIN: It’s the economy, stupid

Er lässt sich nicht verführen. Die Frage vom Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff, ob er wie 2008 auch als Bundeskanzler/-präsident einen Auftritt Barack Obamas am Brandenburger Tor begrüßen würde, beantwortet Frank-Walter Steinmeier elegant – nicht.

Er lässt sich nicht verführen. Die Frage vom Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff, ob er wie 2008 auch als Bundeskanzler/-präsident einen Auftritt Barack Obamas am Brandenburger Tor begrüßen würde, beantwortet Frank-Walter Steinmeier elegant – nicht. Stattdessen geht der SPD-Fraktionschef, der derzeit als alles mögliche gehandelt wird, lieber ganz auf den einst als „schwarzen Kennedy“ bejubelten Hoffungsträger ein. Ja, man dürfe enttäuscht sein vom US-Präsidenten, gemessen an den Erwartungen, die mit seiner Wahl verbunden waren. Dass er sein Versprechen, das Gefangenenlager Guantanamo zu schließen, nicht umgesetzt habe, sei „eine schwere Enttäuschung“. Denn die „sehr frühe Entscheidung“, Obama zum Friedensnobelpreisträger zu küren, sei ja ein Auftrag gewesen, mit Bushs Außenpolitik aufzuräumen. Auch in der Nahostpolitik habe er sich deutlich mehr erwartet, offenbart Steinmeier bei der Tagesspiegel-Veranstaltung „Ist Obama noch zu retten?“ am Mittwochabend. Und mit Blick auf den transatlantischen Streit bei der Bewältigung der Finanzkrise stichelt er: „Man kann sich Wachstum nicht erträumen.“ Die Konjunktur über neue Schulden anzukurbeln, wie es die USA versuchen, hält er in der derzeitigen Lage für den falschen Weg.

Die enttäuschte Liebe der Deutschen sieht auch Christoph von Marschall. Und will als USA-Korrespondent doch verstehen helfen. „Obama ist an seiner eigenen Partei gescheitert, als die noch eine Mehrheit im Kongress hatte.“ 2009 und 2010 wurden Terroranschläge in den USA nur knapp verhindert. Die Demokraten hätten Angst gehabt, als Terroristenversteher diffamiert zu werden.

Die Erwartungen an den Ausgang der Präsidentschaftswahlen am Ende des Jahres indes sind bei allen ähnlich: „Es wird ein äußerst knappes Rennen, aber Obama wird gewinnen“, fasst US-Botschafter Phil Murphy zusammen. „It’s the ecomomy, stupid“ sei das Thema: Wie bei Bill Clinton würden die Antworten auf die wirtschaftlichen Sorgen der Amerikaner die Wahl entscheiden.

Und in Deutschland? Verführen lässt Steinmeier sich nicht. Die Frage nach seinen eigenen Ambitionen beantwortet er dann doch – lächelnd mit einem Fußtritt.

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