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Gast und Gastgeber: Westerwelle (r.) und der arabische Kollege beim Iftar. Bild: dpa

© dpa

ORTSTERMIN: Mahlzeit mit Muslimen

Big Brother lauscht und späht. Manchmal gibt er aber auch ein gutes Beispiel.

Big Brother lauscht und späht. Manchmal gibt er aber auch ein gutes Beispiel. Guido Westerwelle gesteht, dass er in Amerika abgekupfert hat. Der Iftar-Empfang des US-Kollegen John Kerry vergangene Woche für amerikanische und ausländische Muslime, das habe ihn beeindruckt, erzählt der Außenminister, als er am Dienstagabend im Garten der Villa Borsig in Berlin-Tegel Hände schüttelt und mit seinen Gästen plaudert, darunter auch solche, die selbst vor wenigen Tagen bei Kerry in Washington waren. Dabei sind Vertreter muslimischer Verbände, der türkische Botschafter, aber auch – eine der wenigen anwesenden Frauen – eine junge Wissenschaftlerin der FU. Zum ersten Mal hat der deutsche Außenminister zu einem Abendessen, dem allabendlichen „Fastenbrechen“, für – aber nicht nur – muslimische Gäste im Monat Ramadan eingeladen. Nach den religiösen Regeln dürfen Muslime im Fastenmonat die erste Mahlzeit des Tages erst nach Sonnenuntergang einnehmen. Das US-Vorbild ist womöglich auch ein guter Ausweg aus der Geschäftsverteilungsordnung: Für Religiöses ist eigentlich der Bundesinnenminister zuständig, der aber eingestandenermaßen mehr von den christlichen Wurzeln des Abendlands hält.

In der Sichtachse des fürstlichen Seepanoramas sind zwei lange Tische im Park des Prunkbaus weiß eingedeckt, den sich Ende des 19. Jahrhunderts Ernst Borsig, Berliner Hochadliger unter den deutschen Schlotbaronen, bauen ließ. Heute dient sie dem Auswärtigen Amt als Akademie für den diplomatischen Nachwuchs und als Gästehaus. Und ist an diesem Abend die standesgemäße Kulisse für Westerwelles Ehrengast, den Amtskollegen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Scheich Abdullah bin Zayed al Nahyan. Seine Königliche Hoheit lässt amerikanisch locker durchblicken, dass die Einladung zum Iftar an diesem kühlen Sommerabend im Berliner Grünen ihm die größere Ehre sei: „Ich komme aus einem Land, in dem gerade Temperaturen von mehr als 40 Grad herrschen.“

„Wir respektieren Verschiedenheit“, sagt Westerwelle, auch die kulturellen Prägungen von Menschen. Und der Ramadan sei nun einmal eine besondere Gelegenheit, sie zusammenzuführen – aber auch der vielen Muslime zu gedenken, die „leider auch in diesem Jahr den Ramadan nicht in Frieden begehen können“, weil Krieg herrsche und sie ihre nächsten Angehörigen betrauerten.

Am liebsten würde Westerwelle eine kleine Iftar-Tradition begründen. „Das wird wieder stattfinden“, versichert er beim Plausch im Park. Davor steht für seine Liberalen freilich erst einmal: das Überleben der Bundestagswahl.

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