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Politik: Oskar Lafontaine glaubt noch an die SPD Seine Empfehlung:

Von Markus Feldenkirchen Oskar Lafontaine wird im September die SPD wählen. Er hat die Wahlprogramme aller Parteien überprüft und sieht keine echte Alternative zu der Partei, für die er rund drei Jahrzehnte selbst politisch aktiv war – zuletzt, vor dem holprigen Abgang im März 1999, sogar an ihrer Spitze.

Von Markus Feldenkirchen

Oskar Lafontaine wird im September die SPD wählen. Er hat die Wahlprogramme aller Parteien überprüft und sieht keine echte Alternative zu der Partei, für die er rund drei Jahrzehnte selbst politisch aktiv war – zuletzt, vor dem holprigen Abgang im März 1999, sogar an ihrer Spitze. Wer zur offiziellen Präsentation seines neuen Buches am Montagabend gekommen war, um weitere Polemik gegen die Schröder-SPD zu hören, der wurde also ein wenig enttäuscht. Ganz der Gönner, attestiert Lafontaine der SPD sogar noch Ausssichten auf den Wahlsieg im Herbst. „Wenn sich die Partei zusammenrauft und die Kritik an ihr aufnimmt, dann hat sie die Chance, das Ruder noch rumzureißen“, sagt der Privatmann.

Mit der Kritik meinte Lafontaine vor allem das, was auf den insgesamt 267 Seiten seines Buches nachzulesen ist. „Die Wut wächst“, heißt es und enthält nicht nur eine Generalabrechnung mit der „Hegemonialpolitik“ der USA, sondern eben auch mit der neuen SPD. So schimpft er darüber, wie wenig die internationalen Militäreinsätze im Dienste der Humanität von der Bundesregierung hinterfragt würden, und wertet deren Steuer- und Finanzpolitik als „Umverteilung von unten nach oben". Er hält die von Arbeits- und Sozialminister Walter Riester eingeführte Teilprivatisierung der Rente für „grundfalsch“ und erinnert daran, dass Bundeskanzler Gerhard Schröder gerade bei der Rente seine Wahlversprechen von 1998 gebrochen habe. Lafontaine glaubt sich damit an der Seite der SPD-Basis. Dort meint er eine „große Unzufriedenheit“ mit der Partei festzustellen, die er nun artikuliere. „Meine Partei wäre gut beraten, ihre Politik zu ändern“, mahnt Lafontaine.

Zumindest in einem Punkt zollt die Parteiführung ihrem geflüchteten Sohn aber Beifall. „Er hat Ahnung von Ökonomie, keine Frage“, kommentierte SPD-Generalsekretär Franz Müntefering Lafontaines Buchstart am Montag. Allerdings meinte der oberste Wahlkampfmanager der Sozialdemokraten damit nicht Lafontaines Betrachtungen zum internationalen Kapitalverkehr, sondern den Zeitpunkt seiner Buchvorstellung - ausgerechnet zum Beginn des Wahlkampfes, der für die SPD auch ohne die Anmerkungen Lafontaines schwer genug wird.

„Da hat er genau den verkaufsträchtigsten Zeitpunkt erwischt“, sagte Müntefering bitter. Wenigstens muss Lafontaine nicht mehr den Rausschmiss aus seiner Partei fürchten. Zwar hatte es Spekulationen über ein Ausschlussverfahren gegeben, doch dazu wird es nicht kommen. „Lafontaine kann Mitglied bleiben, wenn er es denn will“, sagte Müntefering. Am kommenden Montag, einen Tag nach dem SPD-Parteitag, wird Lafontaine auf Anhieb Platz zwölf der Bestsellerliste belegen.

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