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Oswald Metzger: Dem Dorfbürgermeister unterlegen

Sein bundespolitisches Comeback gestaltet sich schwierig: Der prominente Ex-Grüne Oswald Metzger scheitert auch am Bodensee beim Versuch, CDU-Kandidat zu werden.

„Oh, Ihr Deppen“, ruft ein Anhänger des früheren Grünen-Politikers Oswald Metzger in den lauten Jubel der Gegenseite hinein, bevor er verbittert den Überlinger Kursaal verlässt. Ein anderer reicht drinnen handschriftlich sein Parteiaustrittsgesuch ein, wegen Kungelei, bei einigen fließen in der Nacht auf Samstag sogar Tränen. Auch Markus Müller, Kreischef der CDU im neu geschaffenen Bundestagswahlkreis Bodensee, der Metzger zum Ärger anderer Parteigrößen zur Kandidatur ermuntert hatte, ist enttäuscht: Die CDU hat keinen Mut, neue Wege zu gehen. Deshalb hat sie einen Dorfbürgermeister gewählt.

Wieder hat CDU-Neuling Metzger ein bundespolitisches Comeback versucht. Und wieder ist Deutschlands bekanntester Parteiwechsler, der von 1994 bis 2002 für die Grünen im Bundestag saß und erst seit April CDU-Mitglied ist, gescheitert. Zwar liegt er im ersten Wahlgang mit 40,7 Prozent noch klar vor den neun Mitbewerbern im bundesweit wohl am härtesten umkämpften Wahlbezirk, der als sichere Bank für die CDU gilt. Wer in den Medien Gehör findet, so die Hoffnung der Metzger-Anhänger, kann in Berlin regionale Anliegen besser durchsetzen als ein namenloser Hinterbänkler. Doch als sich das Feld lichtet, wird deutlich, dass eine knappe Mehrheit auf die Vollkaskovariante und nicht auf das Experiment Metzger setzt. 51,9 Prozent der knapp 700 Wahlberechtigten stimmen im dritten Wahlgang für den bewährten Parteiarbeiter Lothar Riebsamen, 48,1 Prozent für den Ex-Grünen.

Riebsamen, Bürgermeister einer kleinen, schuldenfreien Gemeinde, hatte sich in der Vorstellungsrunde als Kontrast zum Medienstar Metzger positioniert: Sachverstand und Fleiß überzeugen mehr als politische Show. Teamarbeit führt zum Erfolg, Alleingang ins Abseits. Metzger dagegen analysiert später seine erneute Niederlage – im Juli war im Nachbarwahlkreis Biberach ebenfalls im dritten Wahlgang gescheitert – als Entscheidung zwischen Konservativen und Modernisierern . Vor allem Mitglieder aus dem ländlichen Raum und aus dem badischen Teil des Wahlkreisgebildes waren gegen, die Basis in der Zeppelin-Stadt Friedrichshafen und im schwäbischen Teil der prosperierenden Region mehrheitlich für Metzger. Was nun aus ihm wird? „Das weiß ich nicht. Mein Großvater hat gesagt: Es geht immer wieder eine Türe auf“ , sagt Metzger. Eines aber weiß er jetzt: Es ist nicht einfach, in den Bundestag zu kommen.

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