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Politik: Pakistan bietet Truppenabzug an

Versöhnungsgeste an Indien / Separatisten in Kaschmir verletzen 18 Polizisten

Islamabad/Neu Delhi (dpa/M.G.). Pakistans Präsident Pervez Musharraf hat Indien einen sofortigen gegenseitigen Truppenabzug aus Kaschmir angeboten. Pakistan werde seine Soldaten aus dem pakistanischen Teil der von beiden Ländern beanspruchten Unruheregion abziehen, wenn Indien mit seinen Truppen im indischen Teil ebenso verfahre, sagte Musharraf der britischen BBC am Montagabend. Die jüngsten Schritte zur Entspannung des Verhältnisses zwischen den beiden verfeindeten Atommächten seien „erst der Anfang“, betonte er.

Der Vorschlag zum Truppenabzug dürfte für Indien allerdings nicht annehmbar sein, da im indischen Teil Kaschmirs verschiedene muslimische Milizen für die Unabhängigkeit oder den Anschluss der Region an Pakistan kämpfen. Seit einer Woche gilt zwischen indischen und pakistanischen Truppen in Kaschmir ein Waffenstillstand, der sich aber nicht auf die Extremisten im indischen Teil erstreckt. Knapp zwei Jahre nach der Unterbrechung aller Verkehrsverbindungen hatten Indien und Pakistan am Montag außerdem vereinbart, zum 1. Januar den Flugverkehr wieder aufzunehmen.

Bei einem Handgranatenangriff mutmaßlicher Separatisten im indischen Teil Kaschmirs wurden am Dienstag mindestens 18 Polizisten verletzt, darunter auch der örtliche Polizeichef. Bei einem Schusswechsel seien in der Nacht zuvor zwei mutmaßliche Extremisten und ein Soldat getötet worden. Die Extremisten hatten nach Beginn des Waffenstillstands eine Zunahme der Gewalt angekündigt.

Nach Angaben Musharrafs stehen in Kaschmir 50 000 pakistanische 700 000 indischen Soldaten gegenüber. Dieses Kräfteverhältnis dürfte von Indien angezweifelt werden. Indien wirft Pakistan vor, die Extremisten im indischen Teil Kaschmirs zu unterstützen. Die Regierung in Islamabad weist das zurück. Indien und Pakistan haben seit ihrer Unabhängigkeit von britischer Kolonialherrschaft 1947 drei Kriege gegeneinander geführt, zwei davon um Kaschmir.

Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Dietrich Reetz vom Zentrum Moderner Orient in Berlin sind diese Schritte der Versuch, das Verhältnis beider Länder nach dem Angriff auf das indische Parlament vor zwei Jahren schrittweise wieder zu verbessern. Der Anlauf, den Konflikt auf einem Gipfeltreffen zu bereinigen, sei vor etwa einem Jahr „spektakulär gescheitert“. Nun bleibe also als zweitbeste Option nur der Weg der kleinen Schritte – der dann möglicherweise zu einem neuerlichen Gipfeltreffen führen könne. Die Gelegenheit zu einem solchen Treffen werde es im Januar bei einem Treffen der South Asian Regional Development (Sard) geben, das in Islamabad stattfindet.

Beide Länder hätten mit dem jetzigen Zustand auch deshalb große Probleme, weil es ihr Verhältnis zu den USA belaste. Washington wolle unbedingt vermeiden, dass ein weiterer Konfliktherd zwischen Pakistan und Indien bestehen bleibt, in dem möglicherweise sogar Atomwaffen eingesetzt werden könnten. Schließlich befänden sich in der Region auch US-Streitkräfte, die unter keinen Umständen in einen solchen Konflikt verwickelt werden möchten.

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