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Pakistan: Langer Marsch gegen Musharraf

In jüngster Zeit haben sich Spekulationen gemehrt, dass Präsident Musharraf kurz vor dem Sturz steht. Pakistans streitbare Juristen ziehen wieder auf die Straße.

Knapp vier Monate nach den Parlamentswahlen haben sich am Dienstag Tausende Richter, Anwälte und Aktivisten aus allen Teilen des Landes auf einen „langen Marsch“ nach Islamabad gemacht. Ihr Ziel: Sie wollen Präsident Pervez Musharraf stürzen – und die regierende Partei der ermordeten Politikerin Benazir Bhutto (PPP) zum Handeln zwingen. Die Protestkonvois sollen Ende der Woche die Hauptstadt erreichen. Der Kampf um Musharrafs Zukunft spitzt sich damit zu.

In Lahore segneten Menschen die Juristen in ihren schwarzen Roben mit Rosenblättern. Konkret fordern die Juristen, dass die von der Bhutto-Partei geführte Regierung von Musharraf entlassene Verfassungsrichter um Iftikhar Chaudhry wieder einsetzt. Damit wäre der Präsident am Ende, denn der frühere Militärherrscher hatte im November den Ausnahmezustand nur ausgerufen, um die unabhängigen Richter zu entlassen – weil sie seine Wiederwahl blockieren wollten.

Chaudhry, der ebenfalls mitmarschieren will, stand über Monate unter Hausarrest. Die Bhutto-Partei PPP und die Muslim-Liga hatten ihnen im Wahlkampf versprochen, die Unabhängigkeit der Justiz wiederherzustellen. Doch dies ist bis heute nicht geschehen. Der „lange Marsch“ offenbart damit auch den Riss zwischen dem Chef der Muslim-Liga, Nawaz Sharif, und PPP-Chef Asif Ali Zardari. Der frühere Regierungschef Sharif, der 1999 von Musharraf entmachtet worden war, steht hinter den Forderungen der Juristen und will sich dem Marsch anschließen. Zardari windet sich dagegen. Er fürchtet offenbar, dass alte Korruptionsvorwürfe gegen ihn vor Gericht neu aufgerollt werden könnten.

In jüngster Zeit hatten sich Spekulationen gemehrt, dass Musharraf kurz vor dem Sturz steht. Angeblich soll schon ein Flugzeug bereitstehen, um den 64-jährigen und seine Familie Hals über Kopf ins Exil zu fliegen. Am Samstag hatte Musharraf aber alle Rücktrittsgerüchte dementiert und erklärt, er werde im Amt und im Land bleiben.

Christine Möllhoff

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