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Politik: Pakistans Premier tritt vor Gipfel in Delhi zurück

Berlin Unmittelbar vor dem Treffen der Vizeaußenminister von Pakistan und Indien zu Gesprächen über die Krisenregion Kaschmir, ist am Samstag der pakistanische Premier Mir Zafarullah Khan Jamali zurückgetreten. Wegen Jamalis Differenzen mit Präsident Pervez Musharraf war ein solcher Schritt seit längerem erwartet worden, als Nachfolger ist bereits der Chef der Pakistanischen Muslim Liga, Chaudhry Shujaat, nominiert.

Berlin Unmittelbar vor dem Treffen der Vizeaußenminister von Pakistan und Indien zu Gesprächen über die Krisenregion Kaschmir, ist am Samstag der pakistanische Premier Mir Zafarullah Khan Jamali zurückgetreten. Wegen Jamalis Differenzen mit Präsident Pervez Musharraf war ein solcher Schritt seit längerem erwartet worden, als Nachfolger ist bereits der Chef der Pakistanischen Muslim Liga, Chaudhry Shujaat, nominiert. Die Kaschmirgespräche in Delhi dürfte das aber nicht behindern, da Präsident Musharraf, der eigentliche Machthaber in Pakistan, selbst Interesse daran hat, die Krise nicht neu aufflammen zu lassen.

Zehntausende von Toten hat der seit der indischen Unabhängigkeit brodelnde Konflikt um die Bergregion im Norden des Subkontinents schon gefordert, zwei Kriege führten Pakistan und Indien deswegen. Eine Annäherung wurde in den vergangenen Jahren oft pompös gefeiert – was Rückschläge umso peinlicher machte. Doch vor Beginn der bilateralen Gespräche am Sonntag ließ die indische Regierung diesmal verbreiten, übereilte Schritte seien nicht angebracht. In Islamabad verkündete der Außenminister, jede zu fällende Entscheidung müsse auch für die Kaschmiris akzeptabel sein. So wird in den für zwei Tage angesetzten Gesprächen die auf Dialog ausgerichtete Politik des abgewählten indischen Premiers Atal Behari Vajpayee zwar fortgeführt. Doch ohne große Versprechungen im Vorfeld reicht es, wenn beide Parteien das Treffen nutzen, um im Gespräch zu bleiben und sich auf vertrauensbildende Maßnahmen zu einigen.

Weitgehende Schritte sind aus einem weiteren Grund unwahrscheinlich: Indiens neue Regierung unter Premier Manmohan Singh von der Kongresspartei Sonia Ghandis muss auf die pakistanfeindliche Stimmung in Teilen der Bevölkerung Rücksicht nehmen. Erst am Samstag haben islamistische Rebellen in Kaschmir mindestens zwölf Dorfbewohner getötet. Und in Indien hat man nicht vergessen, dass die Terroristen vor wenigen Jahren noch von Islamabad aus unterstützt worden sind. Zudem gewinnen in der Opposition die Nationalisten Oberwasser, die BJP wendet sich von ihrer ehemaligen Führungsfigur Vajpayee ab, der im Januar die Gespräche mit Präsident Musharraf vereinbart hatte. Der Spielraum der Regierung gegenüber Pakistan ist also begrenzt, will sie keine innenpolitischen Attacken riskieren.

Das Tempo der Annäherung im Kaschmirkonflikt könnte sich etwas verlangsamen, vermutet auch der Asienexperte Karsten Frey von der Universität Heidelberg. Allerdings wollen beide Seiten die Kooperation. Das zeigt auch die Vereinbarung zum Atomteststopp und zur Einrichtung eines „Roten Telefons“ vom vergangenen Wochenende.

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