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© dpa

Papstreise: In der neuen Welt

Der Papst reist in den USA. George W. Bush empfängt erstmals einen Staatsgast auf dem Rollfeld. Der Pädophilieskandal schlägt noch immer Wellen und der Papst verpasst seine eigene Geburtstagsparty.

Mit den ersten öffentlichen Äußerungen auf seiner USA-Reise hat Benedikt XVI. Erwartungen auf eine Änderung des kanonischen Rechts geweckt. Der Papst stehe kurz davor, Menschen, die Kinder sexuell missbraucht haben, prinzipiell vom Priesteramt auszuschließen, sagte der Kirchenrechtler Nicholas Cafardi der „New York Times“. Benedikt XVI. hatte zuvor gesagt, er sei „tief beschämt“ über die Pädophilieskandale der katholischen Kirche der USA. „Es ist wichtiger, gute Priester als viele Priester zu haben.“

Als Gründe für den Ausschluss gelten im kanonischen Recht zum Beispiel Mord, Suizidversuch, Selbstverstümmelung und Beteiligung an einer Abtreibung, erläuterte Cafardi. Nach seiner Meinung wird der Papst der Liste auch sexuelle Vergehen an Kindern hinzufügen. Cafardi gehörte der Expertengruppe an, die für die US-Bischöfe 2002 den Kindesmissbrauch durch Priester aufarbeitete.

20 Prozent der US-Amerikaner sind Katholiken

Ungewöhnliche Umstände lenken die Aufmerksamkeit der Amerikaner auf diesen ersten Papstbesuch seit neun Jahren, der am Dienstag begonnen hatte. Rund ein Fünftel der Bürger sind Katholiken. US-Medien berichten zurzeit ausführlich über Sonderformen des Katholizismus in den USA wie Jazzgottesdienste und Messen in spanischer Sprache für Einwanderer.

George W. Bush hatte Benedikt XVI. mit Ehefrau Laura und Tochter Jenna am Airport begrüßt. Zum ersten Mal in mehr als sieben Jahren Amtszeit empfing der Präsident einen Staatsgast auf dem Rollfeld. Bei Sonne und kräftigem Wind verließ der Papst mit wehendem Haar die Maschine. Seine weiße Kopfbedeckung, den „Zucchetto“, hielt er in der Hand. Er setzte sie erst unten auf dem roten Teppich auf, musste sie aber mehrfach wieder abnehmen.

Anders als sein Vorgänger Johannes Paul II. kniete er nicht nieder, um den Boden zu küssen. Er winkte mit beiden Armen der wartenden Menge zu. Rund 1000 Menschen stimmten ein verfrühtes „Happy Birthday“ an – sein 81. Geburtstag fiel auf den Mittwoch. Als er am Mittwochmorgen zum ersten Termin seiner Reise am Weißen Haus eintraf, dem ersten Besuch eines Papstes dort seit 29 Jahren, begrüßten ihn erneut Tausende mit „Happy-Birthday“-Gesang. Dem Dinner im Weißen Haus zu seinen Ehren blieb er jedoch fern. Bushs Sprecher betonten, dies sei stets so geplant gewesen. Sie ließen offen, ob der Papst seinen Geburtstag in kleinem Kreis feiern wollte oder aus Rücksicht auf Alter und Zeitverschiebung das Abendessen ausschlug.

Der Papst sorgt sich um die fehlende Wirtschaftsdynamik

Der Gast hatte sich gleich nach der Ankunft am Dienstag in die Nuntiatur zurückgezogen. Die Äußerungen zum Pädophilieskandal hatte er im Flugzeug vor mitreisenden Journalisten gemacht. Sie hatten Fragen eingereicht. Der Vatikan wählte vier aus, davon diese als erste.

Bei den Ansprachen auf der Wiese vor dem Weißen Haus schien es fast, als wetteiferten Papst und Präsident um die moralische Begründung ihrer Politik. Beide betonten die Verteidigung der Freiheit und die Bedeutung christlicher Werte für die Demokratie. Benedikt XVI. mahnte zum Frieden, ohne den Irak ausdrücklich zu nennen. Er schloss mit der Segensformel „God bless America!“, die fester Teil von Präsidentenreden ist.

Als wichtigste Gesprächsthemen nannte das Weiße Haus die Menschenrechte, den militanten Islam sowie den Hunger in Afrika. Aus dem Vatikan hieß es, den Papst interessiere die Reform des US-Einwanderungsrechts. Er sorge sich um auseinandergerissene Familien sowie um die fehlende Wirtschaftsdynamik in den Heimatländern der Einwanderer.

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