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In Paris demonstrieren am Samstag 15.000 Menschen gegen die Ermordung der Kurdinnen Sakine Cansiz, Fidan Dogan und Leyla Söylemez.

© dpa

Paris: Proteste gegen Mord an Kurdinnen

Demonstranten in Paris fordern eine schnelle Aufklärung der Morde an drei kurdischen Aktivistinnen. Der türkische Ministerpräsident Erdogan kritisiert Frankreichs Präsident Hollande derweil wegen Gesprächen mit einer der Aktivistinnen.

Nach der Ermordung von drei kurdischen Aktivistinnen in Paris haben am Samstag 15.000 Menschen in der französischen Hauptstadt demonstriert. Auf Transparenten brachten die Teilnehmer - viele von ihnen aus Deutschland - ihr Entsetzen zum Ausdruck und forderten die schnelle Aufklärung des Verbrechens und eine harte Bestrafung der Täter. Diese Forderung erhob auch der türkische Regierungschef Recep Tayyip Erdogan in Ankara.

Nach Angaben der französischen Polizei beteiligten sich an dem Demonstrationszug rund 15.000 Menschen. Sie waren aus ganz Europa nach Paris gekommen, die meisten Teilnehmer waren Kurden aus Deutschland. Zu ihnen zählte auch Fikriye Cinar, die zusammen mit acht Familienmitgliedern um Mitternacht in Dortmund aufgebrochen war. „Seit drei Nächten schlafe ich nicht, so haben mich diese Morde erschüttert“, berichtete sie. Der aus Ulm angereiste Mazlum sagte seinerseits: „Wir wollen eigentlich nur wissen, wer das war. Warum sie diese schreckliche Tat gemacht haben.“

Die Demonstranten waren zum Großteil in gedeckten Farben gekleidet, um ihre Trauer auszudrücken. Viele trugen zugleich Tücher in gelb, rot und grün - die Farben der kurdischen Fahne. Außerdem wurden Fahnen der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) geschwenkt, einige zierte das Konterfei des in der Türkei inhaftierten PKK-Chefs Abdullah Öcalan.

Die drei Aktivistinnen Sakine Cansiz, Fidan Dogan und Leyla Söylemez waren am Donnerstag ermordet im Kurdischen Informationsbüro in Paris aufgefunden worden. Ermittler sprachen von einer regelrechten „Hinrichtung“. Die Türkei und die PKK vermuten übereinstimmend einen Angriff auf ihre derzeit laufenden Friedensgespräche als Hintergrund der Morde.

Erdogan hatte am Freitag PKK-Mitglieder verantwortlich gemacht und von einer Fehde innerhalb der PKK gesprochen. Die PKK warf der Regierung daraufhin vor, die Schuld für die Morde auf sie abwälzen zu wollen. Türkische Medien hatten kürzlich berichtet, die Regierung habe mit Öcalan eine grundsätzliche Einigung zur Beendigung des jahrzehntelangen Konflikts im Südosten der Türkei erreicht.

Die PKK hatte 1984 im Kampf für mehr Autonomie zu den Waffen gegriffen. In dem Konflikt wurden seitdem mehr als 45.000 Menschen getötet. Mit Cansiz war unter den drei getöteten Frauen in Paris auch eine Mitbegründerin der PKK und Vertraute Öcalans.

Der türkische Ministerpräsident Erdogan forderte am Samstag in einer Rede, die vom türkischen TV-Sender CNN Türk übertragen wurde, von Frankreich "Licht in diese Sache bringen." Außerdem kritisierte er Hollande wegen Gesprächen mit einer der Aktivistinnen: „Der französische Präsident muss der türkischen Öffentlichkeit und der Welt erklären, warum er sich mit Mitgliedern einer Terrororganisation getroffen hat", sagte er.

Damit bezog sich der türkische Regierungschef auf Aussagen Hollandes, der die Ermordung der kurdischen Aktivistinnen „schrecklich“ genannt und dabei angefügt hatte, dass er eine der Frauen gekannt habe und diese „sich regelmäßig mit uns getroffen hat“. (AFP, jam)

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