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Politik: Parolen vor der Tat

„Nazis raus“ – da stach ein Rechtsextremer in Heidenheim zu

Von Frank Jansen

Die Stadt ist geschockt. „Ich kann mich nicht an eine vergleichbare Bluttat in Heidenheim erinnern“, sagt Thomas Engelhardt, stellvertretender Leiter der örtlichen Polizeidirektion. Ein solches Verbrechen habe er in seinen mehr als 25 Jahren bei der Polizei noch nicht erlebt. In der Nacht zu Sonnabend hat ein junger Rechtsextremist mit einem Messer vor der Diskothek „K2“ drei jugendliche Aussiedler attackiert. Der 17-Jährige rammte die 20 Zentimeter lange Klinge seinen 15 bis 17 Jahren alten Opfern blitzschnell in Brust und Herz. Zwei waren sofort tot, der Dritte starb im Krankenhaus.

Am Abend nach der Tat hat die baden-württembergische Kleinstadt die erste Demonstration seit langem gesehen. Etwa 300 Menschen hielten vor dem „K2“ eine Mahnwache ab, legten Blumen nieder und zündeten Kerzen an. Der Geschäftsführer der Diskothek, Volker Spellenberg, schildert am Sonntag die Stimmung in Heidenheim: „Es geht mir wie den meisten Leuten: Diese Tat ist einfach zu schockierend, das begreift hier keiner.“ Bei dem Täter handelt es sich nach Informationen des Tagesspiegels um den ehemaligen Berliner Leonhard S., der vor etwa einem halben Jahr nach Heidenheim gezogen ist. Der Gymnasiast gehöre zur Skinheadszene und sei der Tat überführt, sagt Polizeioberrat Engelhardt. Am Sonnabend hatte sich S. gestellt, am Sonntag schickte ihn das Amtsgericht Heidenheim in Untersuchungshaft. Bislang habe sich der Täter nicht zu der Messerstecherei geäußert, sagt Engelhardt. Ein rechtsextremes Motiv sei möglich, aber auch eine „Exzesstat aus einer Rangelei heraus“.

„K2“-Chef Spellenberg sagt, Leonhard S. sei mit einem Freund vor der Disko aufgetaucht, beide mit schwarzen Bomberjacken und Stiefeln. Der Freund habe eine Schlägerei mit den Aussiedlern angefangen, S. habe daneben gestanden – und plötzlich zugestochen. Spellenberg vermutet, dass es schon vorher einen Konflikt gab. Die Aussiedler seien nämlich mit Rufen wie „Nazis raus aus Deutschland“ durch Heidenheim gezogen. Leonhard S. war auch schon im Oktober aufgefallen. Vor dem „K2“ attackierte er mit anderen Schlägern einen Punk.

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