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Parteien: Trittin weist Schäuble-Flirt zurück

Die Grünen gehen auf Distanz zur CDU. Während der christdemokratische Innenminister eine Zusammenarbeit mit den Grünen auf Bundesebene für möglich hält, wollen die an so etwas nicht denken - jedenfalls nicht, solange das "Totenglöckchen für die SPD" noch nicht läutet.

Die Umworbenen reagieren kühl und verhalten. Er kenne keinen Grünen, der starke Neigungen für eine Koalition mit der Union habe, sagt Grünen-Spitzenkandidat Jürgen Trittin. Ein kategorisches Nein hört sich zwar anders an. Doch angetan zeigen will sich über die aktuellen Lockangebote der Schwarzen momentan keiner aus seiner Truppe. „Es wäre wirklich verfrüht, jetzt das Totenglöckchen für die SPD zu läuten“, bremst der Bundesvorsitzende Cem Özdemir. Selbst die stets um Offenheit werbende Fraktionschefin Renate Künast möchte das schwarz-grün regierte Hamburg nicht zum Vorbild für den Bund erklären.

So weit war auch Innenminister Wolfgang Schäuble nicht gegangen. Allerdings hatte der CDU-Politiker im Tagesspiegel am Sonntag eine schwarz-grüne Zusammenarbeit im Bund für denkbar erklärt und die FDP vor Übermut gewarnt. Wirtschaftsminister Karl Theodor zu Guttenberg dagegen ruderte wieder ein bisschen zurück. Hatte er zuvor schwarz-grüne Bündnisse im Bund „nicht auf ewig“ ausschließen wollen, so betonte er nun in der „Bild am Sonntag“, dass diese „zeitlich noch Jahre und inhaltlich noch Lichtjahre entfernt“ seien.

FDP ist irritiert

Aufgeregt dagegen reagierte die FDP. Die „schwarz-grünen Anbändeleien“ zeigten, so schimpfte Guido Westerwelle in der „B.Z. am Sonntag“, „dass sich die Union noch in einer Selbstfindungsphase“ befinde. Zuverlässig für Schwarz-Gelb stehe derzeit nur die FDP. Allerdings stellte der Parteichef dafür auch die Bedingung eines „neuen fairen Steuerrechts“. Ansonsten, so Westerwelle, „unterschreibe ich nicht“.

Ein klärendes Wort der Kanzlerin gar verlangt FDP-General Dirk Niebel. Ihn ärgert ein Auftritt des Chefs der Christlich- Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA). Karl-Josef Laumann hatte Westerwelle mit Linkspartei-Chef Oskar Lafontaine in einen Topf geworfen und beide als Vorsitzende populistischer Parteien bezeichnet. „Unfassbar“ sei dieser Vergleich, erregte sich Niebel. Er zeige, „wie sehr manche Spitzenkräfte der Union mittlerweile durch den Wind sind“.

Merkel reagiert gelassen

Ärger über den Flirt mit den Grünen gibt es aber auch in der Union. So drängt CSU-Chef Horst Seehofer darauf, die Denkspiele zu beenden. „Unser Wunschpartner ist die FDP“, stellte er klar. Als „schädlich für die Union und ein völlig falsches Signal“, bezeichnete der Vize des Berliner CDU-Landesverbands, Thomas Heilmann, die Debatte. „Damit treiben wir bürgerliche Wähler in die Arme der Grünen“, sagte er dem Tagesspiegel. Dabei bestehe diese Partei nicht nur aus Bürgerlichen, sondern auch aus einem Flügel, „der sich von Gewalt nicht distanziert“.

Angela Merkel indessen wollte weder Parteifreunde maßregeln noch sich zu schwarz-grünen Gedanken äußern. Beim CDA-Kongress bekräftigte sie nur die Koalitionspläne mit der FDP. Begründung: Mit den Liberalen lasse sich das meiste vom eigenen „Gedankengut“ umsetzen.

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