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Politik: Partnerschaft statt Pranger

Von Joachim Huber Das Thema der Gewalt in den Medien hat mit dem Amoklauf von Erfurt die große Politik erreicht – und dort wird es für geraume Zeit auch bleiben. Das garantiert das Gesprächsmodell des „Runden Tisches“, das Bundeskanzler Gerhard Schröder bei seinem Treffen mit den deutschen Fernsehchefs am Donnerstag vereinbart hat.

Von Joachim Huber

Das Thema der Gewalt in den Medien hat mit dem Amoklauf von Erfurt die große Politik erreicht – und dort wird es für geraume Zeit auch bleiben. Das garantiert das Gesprächsmodell des „Runden Tisches“, das Bundeskanzler Gerhard Schröder bei seinem Treffen mit den deutschen Fernsehchefs am Donnerstag vereinbart hat. Ein erster Termin wurde nach Angaben von Teilnehmern nicht vereinbart, dafür wurden die Zusammensetzung und die Agenda dieses weiteren „Runden Tisches“ fixiert: Vertreter der öffentlich-rechtlichen Sender und der privaten Fernsehveranstalter, der Bundesregierung und der Rundfunkkommission der Länder, der Internet-Provider und der Produzenten von Computer- sowie Videospielen. Die beiden Letzten saßen nicht am Tisch am Kanzleramt, waren aber in den Äußerungen nach dem Treffen insbesondere gemeint. „Wir müssen hart daran arbeiten, um Wiederholungen wie in Erfurt ausschließen zu können“, sagte Schröder in der anschließenden Pressekonferenz. Die Grundsätz des Jugendschutzes müssten überprüft, Verbesserungsvorschläge gegebenfalls entwickelt und umgesetzt werden. Das „Wir“ und der „Wir-Ton“ des Kanzlers kam bei den Vertreter der Fernsehwirtschaft gut an. ntlich die Privatsender hatten wie RTL-Geschäftsführer Gerhard Zeiler noch Minuten vor dem Treffen vor einer „Sündenbock-Diskussion“ gewarnt und auf einen „seriösen Dialog“ gehofft.

„Als der Kanzler gleich zu Beginn sagte, dass heute abend keiner an den Pranger gestellt würde, wich die Anspannung einem sachlichen Gespräch“, sagte Jürgen Doetz, Präsident des Verbandes Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT), dem Tagesspiegel. Mit sichtbarer Zufriedenheit hatten Doetz und der ARD-Vorsitzende, WDR-Intendant Fritz Pleitgen, das Statement des Kanzlers vernommen, dass die Sender es an freiwilliger Selbstkontrolle nicht mangeln ließen. Und: „Die gesamte Gesellschaft ist betroffen“, so Schröder. Nichts anderes hatte Pleitgen gemeint, als er vor den Toren des Kanzleramtes in Berlin gesagt hatte: „Gewalt ist ein vitales Element der Gesellschaft“, die Medien hätten sichg damit auseinanderzusetzen, real und fiktional. Nach Ansicht des ARD-Vorsitzenden hätten die Öffentlich-Rechtlichen hätten zwar ein funktionierendes Kontrollsystem, dennoch hätten nach Erfurt die Alarmglocken geschrillt. Besorgt äußerte sich Pleitgen über gewalttätige PC-Spiele und Angebote im Internet.

Das gesamtgesellschaftliche Problem Gewalt wollte die Bundesregierung auch mit ihrer starken Präsenz beim Treffen in Berlin dokumentieren: Die Minister für Inneres, Justiz, Familie und der Staatsminister für Angelegenheiten für Kultur und Medien. Ihnen saßen mehr beinahe 20 Verteter der Sender gegenüber, darunter ZDF-Intendant Markus Schächter, ARD-Programmdirektor Günter Struve, MTV-Chefin Catherine Mühlemann, Karl-Heinz Kuhlo von n-tv, Dieter Gorny von Viva. Und noch ein Ergebnis zeitigte die Runde im Kanzleramt: Die Fernsehsender wollen Spots gegen Gewalt produzieren und ausstrahlen, wie sie es bereits gegen Fremdenfeindlichkeit getan hatten. Am Fernehprogramm von morgen ändert sich nichts.

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