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Politik: Petersilie für hundert Ziegen

Von Ralph Schulze, Ceuta Die wichtigsten Zeugen sind Ziegen. Knapp 100 dieser Tiere springen unbeschwert über die Felsen von Perejil, dem von Spanien beanspruchten Eiland rund 200 Meter vor der marokkanischen Küste.

Von Ralph Schulze, Ceuta

Die wichtigsten Zeugen sind Ziegen. Knapp 100 dieser Tiere springen unbeschwert über die Felsen von Perejil, dem von Spanien beanspruchten Eiland rund 200 Meter vor der marokkanischen Küste. Sie futtern das einzige Gut, das die öde Insel zu bieten hat: saftige grüne Petersilie, die hier überall zwischen dem Geröll sprießt und diesem unbewohnten Paradies, das mit der Landung marokkanischer Soldaten über Nacht zu einer Art Weltkrisenfall wurde, ihren n schenkte: „Perejil - Petersilie.“

Wem die Insel gehört? „Den Ziegen natürlich“, antwortet Rajma, eine Alte mit weißem Kopftuch, die einen Steinwurf von Perejil entfernt am marokkanischen Festland haust. Die gehörnten Viecher machen nun sogar Geschichte. Denn die Regierung des marokkanischen Königreichs sieht in den schon ewig auf der Insel meckernden Zeitgenossen ein Kernargument dafür, „dass Perejil marokkanisch ist“ – und nicht spanisch.

Regierungssprecher Mohammed Achaari: „Wer züchtete die Schafe von Perejil? Die Marokkaner.“ Und weil dies so sei, haben sich vor ein paar Tagen ein Dutzend marokkanische Soldaten unter die Ziegen gemischt, um den Anspruch auf die Petersilie zu untermauern.

Seit dieser Mini-Invasion ist der Frieden auf Perejil freilich dahin. Gerade knattert wieder ein Kampf-Hubschrauber der spanischen Luftwaffe durch die Luft. Fünf waffenstarrende Kriegsschiffe Spaniens kreuzen vor der Küste, am Dienstag kündigte Madrid die Entsendung eines sechsten an. Drohgebärden, „um den Respekt gegenüber den spanischen Besitzungen zu garantieren“, so Spaniens Verteidigungsminister Federico Trillo.

Die meisten Einwohner der spanischen Garnisonsstadt Ceuta an der nordafrikanischen Küste, zehn Kilometer östlich von Perejil, hören das gern. Erst Petersilie, dann Ceuta, lautet die Furcht der Bewohner. „Wenn wir die Mauren auf der Insel gewähren lassen, werden sie mit ähnlicher Absicht wiederkommen – und dann können wir sie nicht mehr stoppen“, fasst Julio, einer der 75 000 Einwohner, die Stimmung zusammen. Die Sorge ist nicht ganz unbegründet. Der marokkanische Nachbar fordert seit seiner Unabhängigkeit vor fast 50 Jahren die „Rückgabe“ der spanischen Besitzungen.

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