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Politik: Philippinen: Fünf Tote bei brutaler Geiselnahme der Abu Sayyaf

Die Abu Sayyaf-Gruppe hat 31 neue Geiseln genommen und fünf von ihnen getötet. Am späten Donnerstagabend überfielen etwa 40 Abu Sayyaf mehrere Häuser im Ort Lamitan auf der südphilippinischen Insel Basilan.

Die Abu Sayyaf-Gruppe hat 31 neue Geiseln genommen und fünf von ihnen getötet. Am späten Donnerstagabend überfielen etwa 40 Abu Sayyaf mehrere Häuser im Ort Lamitan auf der südphilippinischen Insel Basilan. Dabei töteten sie einen Mann mit Machetenhieben und zündeten eine Schule an. Die vermummten Angreifer waren mit Messern, Gewehren und Granatwerfern bewaffnet. Am Freitagvormittag wurden vier Leichen gefunden, die enthauptet worden waren. Zehn Geiseln konnten fliehen. "Ich habe mich gewehrt und mir das Gewehr von einem der Aufpasser geschnappt", sagte Ian Rebollos, der entkommen konnte, einem philippinischen Radiosender. "Sie waren in unser Haus gestürmt, hatten uns mit ihren Waffen bedroht und gezwungen mitzukommen. Sie haben mir gesagt, dass sie Anhänger von Commander Robot sind."

Commander Robot, alias Ghalib Andang, ist ein Anführer Abu Sayyafs. Robot und seine Männer entführten im vergangenen Jahr mehrere westliche Touristen, darunter auch die Göttinger Familie Wallert. Die Urlauber wurden von einer Hotelanlage in Malaysia zur philippinischen Insel Jolo verschleppt, der Nachbarinsel von Basilan. Jolo und Basilan sind die Hochburgen der Abu Sayyaf. Die Gruppe gibt an, für einen unabhängigen islamischen Staat im Süden der Philippinen zu kämpfen. Aber ihre Aktionen beschränken sich auf das Erpressen von Lösegeld. Im vergangenen Jahr ließen sie alle Geiseln frei, nachdem sie Geld erhalten hatten. Sie kauften Boote, die schneller sind, als die der philippinischen Soldaten. So konnte die Abu Sayyaf vor drei Monaten Touristen im eigenen Land entführen. Aus einer Hotelanlage auf der Insel Palawan entführten sie Filipinos und Amerikaner nach Basilan. Einige Geiseln kamen nach Lösegeldzahlungen frei, andere wurden getötet. Auch ein US-Bürger soll umgebracht worden sein, aber seine Leiche wurde nicht gefunden. Die beiden anderen Amerikaner und 19 Filipinos sind immer noch in der Gewalt der Abu Sayyaf.

Kritik am Militär

Die neue Geiselnahme kam nicht überraschend. Ein Mann hatte im Namen der Abu Sayyaf einen Radiosender angerufen und angekündigt, dass die Gruppe Christen entführen und töten werde. In Lamitan, dem Ort, in dem sie jetzt angriffen, wohnen überwiegend Christen. Der philippinische Senator Robert Barbers kritisierte die Streitkräfte des Landes und forderte eine Untersuchungskommission. "Was machen die? Wie kann so etwas passieren?", fragte er.

Auf Basilan sind rund 5000 philippinische Soldaten stationiert. Sie sollen Geiseln befreien und die Abu Sayyaf, die etwa 600 Mitglieder hat, "vernichten". Das hatte Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo gefordert. In Lamitan hatten sich philippinische Soldaten und Abu Sayyaf Anfang Juni mehrere Tage lang gegenübergestanden. Die Armee hatte die Kidnapper umstellt, die sich in einem Krankenhaus und einer Kirche verschanzten. Nach einem Feuergefecht entkamen die Abu Sayyaf mit ihren Geiseln. Dabei starben 20 Menschen - darunter Soldaten, Abu Sayyaf und Geiseln. Auch damals war das philippinische Militär heftig kritisiert worden.

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