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Pipeline-Bau: Drohen der Ostsee Umweltschäden?

Rund acht Monate nach Baubeginn für die Ostsee-Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland nehmen Warnungen vor möglichen Umweltschäden durch das Projekt zu. Die Betreibergesellschaft wies die Befürchtungen zurück.

Stockholm/Moskau - Schwedens Ministerpräsident Göran Persson sei besorgt, dass der Bau giftige Substanzen vom Meeresgrund in das Wasser bringen könnte, sagte eine Sprecherin des schwedischen Umweltministeriums. Auch Greenpeace Russland äußerte sich besorgt, chemische Waffen, die sich seit dem Zweiten Weltkrieg auf dem Grund der Ostsee befänden, könnten zu Umweltschäden führen. Die Betreibergesellschaft, bei der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder dem Aufsichtsrat vorsitzt, wies die Befürchtungen zurück.

Die Ostsee habe ein "sehr sensibles" ökologisches Gleichgewicht, sagte die Sprecherin des schwedischen Umweltministeriums. Deshalb müssten die Folgen für Fische und Vögel bedacht werden, die entstünden, wenn giftige Stoffe vom Meeresgrund ins Wasser gelangen sollten. Der Sprecherin zufolge wird bis zum Jahresende von dem internationalen Konsortium, das die Pipeline bauen soll, ein Bericht zu den möglichen ökologischen Konsequenzen erwartet. Diesen Bericht werde sich Schwedens Regierung "sehr genau" ansehen, kündigte sie an. Schweden gehört nicht zu den Abnehmern des Gases, das durch die Pipeline strömen wird.

Chemische Waffen auf dem Meeresboden

Iwan Blokow von Greenpeace Russland sagte, die Besorgnis der schwedischen Regierung sei berechtigt. Es gebe eine "bedeutende Menge an chemischen Waffen auf dem Grund der Ostsee", sagte Blokow dem Rundfunksender Moskauer Echo. "Wir wissen bei weitem nicht, wo sich diese Waffen jeweils befinden." Manche der Waffen seien einfach auf den Grund der See geworfen worden, was zu "ernsten Problemen" führen könne, wenn die Röhren der Pipeline verlegt würden.

Gasprom-Sprecher Sergej Kuprianow sagte dagegen, die Ostseepipeline werde "nicht nur sicher sein für die Ökologie der Ostsee, sie wird sogar einen positiven Effekt haben". Zum ersten Mal seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs werde Gasprom eine "genaue Studie eines relativ großen Bereichs des Meeresgrunds anfertigen und den Grund auch reinigen, um dort die Pipeline zu verlegen". Eine Sprecherin der Betreibergesellschaft NGEP, an der Gasprom und die deutschen Konzerne BASF und Eon beteiligt sind, sagte laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax, der Verlauf der Pipeline sei meist in gerader Linie, "aber teils korrigiert worden, um bestimmten Zonen Rechnung zu tragen".

Durch die rund 1200 Kilometer lange Unterwasser-Pipeline soll ab 2010 Gas von der russischen Hafenstadt Wyborg nahe St. Petersburg nach Greifswald in Mecklenburg-Vorpommern befördert werden. Bis auf den Anfangs- und Endpunkt soll die Leitung durch internationale Gewässer der Ostsee verlaufen. An dem 4,6 Milliarden Euro teuren Projekt sind der russische Energieriese Gasprom sowie die deutschen Konzerne BASF und Eon beteiligt. In die Wege geleitet wurde das Vorhaben von Ex-Bundeskanzler Schröder und Russlands Präsident Wladimir Putin. Der Bau der Pipeline hatte im vergangenen Dezember im Beisein von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) offiziell begonnen. (tso/AFP)

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