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Polen: Warschau attackiert deutsch-polnisches Jugendwerk

Der Geschäftsführer des Deutsch-Polnischen Jugendwerks hat seine Kündigung eingereicht. Schon länger beklagte er sich darüber, dass die Zusammenarbeit mit der Regierung in Warschau mehr als schwierig verlaufe.

Nun ist es Piotr Womela zu bunt geworden. Der Geschäftsführer des Deutsch-Polnischen Jugendwerks hat seine Kündigung eingereicht. Schon länger beklagte er sich darüber, dass die Zusammenarbeit mit der Regierung in Warschau mehr als schwierig verlaufe. Mehrere Male war er aus dem für die Institution zuständigen Bildungsministerium öffentlich angefeindet worden. Zuletzt ist Vizeminister Miroslaw Orzechowski mit dem Vorwurf an die Presse gegangen, dass es unter Womela zu schweren Unregelmäßigkeiten bei den Finanzen gekommen sei. Das war Piotr Womela zu viel, er nahm seinen Hut. „Der Grund meines Rücktritts ist der, dass ich und die Leitung des Bildungsministeriums unterschiedliche Ansichten haben, wie die Zusammenarbeit sein sollte“, erklärte der scheidende Chef und fügte dann noch hinzu. „Ich habe die Hoffnung, dass mein Nachfolger eine kompetente Person werden wird.“ Dieser Satz ist ein Seitenhieb gegen die verantwortlichen Politiker im Bildungsministerium, denn bevor Womela Geschäftsführer des Jugendwerkes wurde, hatte es eine regelrechte Schlammschlacht um den Posten gegeben.

Grund dafür war der Versuch des von der katholisch-konservativen Partei „Liga polnischer Familien“ geführten Bildungsministeriums, mehr Einfluss auf die Arbeit der Organisation zu bekommen. Deshalb sollte im vergangenen Jahr eine Vertreterin der Partei auf den Posten gehievt werden. Doch Magdalena Wiechecka scheiterte an der offensichtlichen mangelnden Qualifikation der Kandidatin. Zudem musste sich die „Liga polnischer Familien“ den Vorwurf der Vetternwirtschaft gefallen lassen: Magdalena Wiechecka ist die Frau von Rafal Wiechecka, der das Amt des Ministers für Seewirtschaft bekleidet.

Das Deutsch-Polnische Jugendwerk soll – wie sein deutsch-französisches Vorbild – „das gegenseitige Kennenlernen, Verstehen und Zusammenwirken der Jugend“ beider Länder fördern. Von seiner Gründung 1993 bis 2005 hatten annähernd 1,5 Millionen Jugendliche von dieser Einrichtung profitiert.

Bereits kurz nach der Berufung Womelas zum Geschäftsführer wurde massive Kritik an dessen Führung laut und erste Vorwürfe der finanziellen Unregelmäßigkeiten kamen auf. Schon damals wurde er von Doris Lemmermeier, der Geschäftsführerin des Jugendwerks auf deutscher Seite, in Schutz genommen. „Er hat sich nichts zuschulden kommen lassen“, betonte Lemmermeier gegenüber dem Tagesspiegel.

Knut Krohn

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