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Kurt Beck

© dpa

Politbarometer: Kurt Becks Umfragewerte im freien Fall

Parteieinterne Diskussionen über den Umgang mit der Linkspartei, eine hartnäckige Erkältung und nun auch noch sinkende Umfragewerte. Kurt Beck hat es nicht leicht in diesen Tagen. Einer aktuellen Umfrage zufolge wünschen sich nur noch 27 Prozent der Deutschen Beck als Kanzlerkandidat.

Parteiintern steht Kurt Beck unter Beschuss:  Der Hamburger Spitzenkandidat der SPD, Michael Naumann, hat sich in einem Brief an Beck über dessen politische "Geisterfahrt" beschwert und der Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises, Johannes Kahrs, forderte Beck auf, er müsse den Beschluss hinsichtlich der Zusammenarbeit mit der Linkspartei in den westlichen Ländern wieder kippen.

Jetzt sinken auch noch Becks Umfragewerte. Doch der SPD-Vorsitzende kann wenig dagegen tun: Er liegt mit einer fiebrigen Virusgrippe und einer eitrigen Mandelentzündung zu Hause im Bett und muss alle Termine bis voraussichtlich Ende nächster Woche absagen. Das teilten die Mainzer Staatskanzlei und die Berliner SPD-Zentrale mit.

Massiver Imageverlust

Der Streit über die Öffnung der Sozialdemokraten gegenüber der Linkspartei hat dem SPD-Chef bei den Wählern einen massiven Imageverlust beschert. Selbst unter den SPD-Anhängern spricht sich nun eine Mehrheit von 54 Prozent gegen Beck als Kanzlerkandidat aus, wie das am Freitag veröffentlichte ZDF-Politbarometer ergab. In der Gesamtbevölkerung sinkt die Zustimmung für Beck als Kanzlerkandidat von 40 Prozent im November auf nunmehr nur noch 27 Prozent.

Hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit der Linken wird Beck Wortbruch vorgeworfen: 43 Prozent aller Befragten halten diesen Vorwurf für berechtigt, 14 Prozent nicht. Allerdings trauen sich dabei 43 Prozent kein Urteil zu. Beck hatte vor den jüngsten Wahlen eine Zusammenarbeit mit der Linken in den West-Ländern ausgeschlossen, anschließend aber der hessischen SPD-Chefin Andrea Ypsilanti die Möglichkeit offen gelassen, sich von der Linken zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen.

Keine Alternativen zu Beck

  
Für Beck als nächsten Kanzlerkandidaten plädieren in der aktuellen Umfrage nur noch 37 Prozent der SPD-Anhänger und 27 Prozent aller Befragten. Die große Mehrheit der Beck-Kritiker kann jedoch keinen anderen Politiker benennen, der an seiner Stelle die SPD in die nächste Bundestagswahl führen soll - dies gilt sowohl für die Befragten aus dem SPD-Lager als auch für die Gesamtbevölkerung. Die Hälfte der Befragten glaubt, dass die SPD bei einem entsprechenden Ausgang der Bundestagswahl die Linken in die Regierungsbildung einbeziehen würde.
  
In der politischen Stimmung konnte die FDP nach der Hamburg-Wahl und der Diskussion um ein schwarz-grünes Bündnis Boden gut machen. Während die Liberalen um zwei Punkte auf neun Prozent zulegten, büßten CDU/CSU drei Punkte ein und kamen nur noch auf 40 Prozent. Die SPD erreichte 30 Prozent (minus eins), die Linke zehn Prozent (plus eins), die Grünen blieben unverändert bei acht Prozent.

FDP profitiert von Spekulationen über mögliche Koalitionen
  
In der Politbarometer-Projektion, die längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien sowie koalitionstaktische Überlegungen mit einbezieht, kamen die Unionsparteien auf 40 Prozent (minus eins) und die SPD unverändert auf 30 Prozent. Die FDP könnte auf acht Prozent der Stimmen hoffen (plus eins), die Linke würde um einen Punkt auf elf Prozent zulegen, die Grünen blieben bei sieben Prozent.
  
Die Urteile der Bürger über die zehn wichtigsten Politiker fallen in der Mehrzahl negativer aus als zu Montsbeginn. Weiter auf Platz eins liegt Kanzlerin Angela  Merkel (CDU), die auf der Skala von plus fünf bis minus fünf einen unveränderten Durchschnittswert von 1,9 erzielt. Auf den Plätzen dahinter: Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Finanzminister Peer Steinbrück, der frühere Vizekanzler Franz Müntefering, Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen und Bayerns Ministerpräsident Günther Beckstein. Erst auf Platz acht folgt Beck.

Für die am Freitag veröffentlichte Umfrage führte die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen in der Zeit vom 26. bis 28. Februar Telefoninterviews mit 1280 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten. (nim/AFP/dpa)

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