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Politik: Polizeiprügel für „Barfußanwalt“

Chinesischer Bürgerrechtler Chen Guangcheng hatte Hausarrest angeprangert

Peking - Der blinde chinesische Bürgerrechtler Chen Guangcheng und seine Frau sind von Sicherheitsleuten verprügelt und verletzt worden. Wie internationale Menschenrechtsgruppen am Freitag berichteten, folgten die Misshandlungen auf die Veröffentlichung eines Videos, das Chen Guangcheng von seiner Überwachung im Dorf Dongshigu nahe der Stadt Linyi (Provinz Shandong) gemacht hatte. Der 39-Jährige Rechtsexperte wird seit Ablauf seiner vierjährigen Haftzeit im September unter Hausarrest gehalten. Er gehört zu den führenden Mitgliedern der kleinen Bürgerrechtsbewegung in China.

Die Schläge durch Beamte der Staatssicherheit und Polizisten am Dienstag seien so heftig gewesen, dass der Bürgerrechtler und seine Frau Yuan Weijing nicht vom Bett aufstehen könnten, berichtete die in den USA ansässige Organisation China Aid, die das zwölfminütige Video veröffentlicht hatte. Ihnen werde nicht erlaubt, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Gruppe informierte das Menschenrechtsbüro des Weißen Hauses in Washington und verurteilte das brutale Vorgehen.

In dem Video berichtet Chen Guangcheng, er werde als „Verräter“ und „Konterrevolutionär“ bezeichnet. Ihm sei sogar eine neue Haftstrafe angedroht worden. Auch Verwandte und Nachbarn seien eingeschüchtert worden. „Mein Haus wird praktisch rund um die Uhr bewacht, und wir können nicht vor die Tür gehen.“ Außer seiner Mutter, die Einkäufe mache, dürfe niemand ins Haus. Die Telefonleitung sei unterbrochen. Störgeräte machten Handysignale unmöglich.

Chen Guangcheng warf den Behörden einen „groben Verstoß gegen die Verfassung“ vor. Die Parteifunktionäre dürften sich nicht über das Gesetz stellen. Der blinde Rechtsexperte hatte vier Jahre in Haft gesessen, nachdem er schwere Missstände bei der Umsetzung der Ein-Kind- Politik in China aufgedeckt und rechtlich verfolgt hatte. Seit Ende der 90er Jahre hatte sich Chen Guangcheng für Opfer von Machtwillkür eingesetzt und Bauern oder Behinderten geholfen, zu ihrem Recht zu kommen. In Anlehnung an die „Barfußärzte“, die im revolutionären kommunistischen China mit einfacher medizinischer Ausbildung durch das Land zogen, ist der Aktivist als „Barfußanwalt“ auch international bekannt geworden. Das US-Magazin „Time“ wählte ihn 2006 unter die „100 führenden Personen, die die Welt verändern“. dpa

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